Ecuador: „Kirche in Not“ unterstützt Gefängnisseelsorge

Mitarbeiter der Gefängnisseelsorge in der Erzdiözese Guayquil mit Koordinatorin Maria Christina Santacruz (2.v.r.). © Kirche in Not
Mitarbeiter der Gefängnisseelsorge in der Erzdiözese Guayquil mit Koordinatorin Maria Christina Santacruz (2.v.r.). © Kirche in Not

8.06.2024

 

(München/acn) - „Niemand glaubt an die Gefängnispastoral. Die Menschen denken, darum müsse man sich nicht kümmern. Aber die Bibel sagt mir, dass die Barmherzigkeit Gottes auch für die verstocktesten Sünder da ist.“ Maria Christina Santacruz spricht das wie ein trotziges Bekenntnis aus. Sie koordiniert die Seelsorge in Gefängnissen auf dem Gebiet der Erzdiözese Guayaquil im Westen von Ecuador.

 

Es gibt eine ganze Menge zu tun: Fünf Gefängnisse sind zu betreuen, darin sind über 12 000 Menschen inhaftiert – Tendenz steigend. Denn Ecuador, das einst als eines der sichersten Länder Lateinamerikas galt, versinkt in Bandenkrieg und Chaos. Die Mordrate stieg staatlichen Angaben zufolge im vergangenen Jahr um fast 70 Prozent. Bereits zum zweiten Mal hat der seit November 2023 amtierende Präsident Daniel Noboa den Ausnahmezustand ausgerufen. Das Militär liefert sich Gefechte mit dem Organisierten Verbrechen. Doch das hat auch zahlreiche Schlüsselstellen in den Behörden infiltriert. Die Lage ist unübersichtlich, die Gefängnisse dementsprechend überfüllt. Teilweise brachen auch dort Revolten aus, die erst nach Wochen unter Kontrolle gebracht werden konnten.

Gottesdienst mit Gefangenen. © Kirche in Not
Gottesdienst mit Gefangenen. © Kirche in Not

Die Verachteten lieben

„Die Herausforderung für uns besteht darin, die am wenigsten Geliebten, die Unbedeutenden und die Verachteten zu lieben und sich für sie einzusetzen“, betont Maria Christina Santacruz. Viele der Inhaftierten sind zwischen 15 und 27 Jahren alt. Manche werden in den Gefängnissen für eine weitere kriminelle Karriere rekrutiert. Sie brauchen Umkehr und neue Perspektiven. Dafür setzt sich ein Team von gut 100 Personen ein, die in der Gefängnisseelsorge tätig sind. Das weltweite katholische Hilfswerk „Kirche in Not“ unterstützt ihre Ausbildung und fachliche Begleitung. Außerdem fördert das Hilfswerk den Bau und den Unterhalt von Gefängniskapellen.

 

Eine der ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen ist Aleida Mejia. Ob sie denn keine Angst hat, mit Schwerkriminellen zu arbeiten? Doch, bekennt sie, und ihrer Familie falle es jedes Mal schwer, sie in den Dienst gehen zu lassen. Aber dennoch ist sie überzeugt: „Genau hier will Jesus uns haben. Er ruft uns auf, alle seine Kinder zu lieben.“

Schulung für Inhaftierte. © Kirche in Not
Schulung für Inhaftierte. © Kirche in Not

 

 

 

 

Kurse für ein Leben nach dem Gefängnis

Mejia und ihre Kollegen besuchen die Gefangenen, sie feiern regelmäßige Gottesdienste, sie halten Kontakt zu den Angehörigen. Essenziell sind auch Kurse, die auf ein Leben nach dem Gefängnis vorbereiten und über Perspektiven jenseits der Kriminalität informieren. Sie sind gut besucht, Erfolge sind sichtbar, wie Mejia betont: „Viele haben nach dem Gefängnis Familien gegründet, sie gehen ehrlicher Arbeit nach. Wir haben hier auch tiefe Bekehrungen erlebt. Jesus befreit diese belasteten Seelen.“

 

Der Bedarf nach Gefängnisseelsorge ist enorm, deshalb sucht das Team händeringend neue Mitarbeiter. „Diese Mission ist so wichtig. Wir tragen das Wort Gottes weiter und verkünden, dass es einen Gott gibt, der uns liebt und uns befreit“, erklärt Aleida Mejia. Dennoch sei die Lage äußerst angespannt. Bei den Besuchen in den Gefängnissen erlebe sie viel Skepsis bis hin zu offener Ablehnung von Seiten des Personals.

 

Auch außerhalb der Gefängnismauern erachteten viele Menschen diese Tätigkeit als nutzlos. „Aber es lohnt sich; ich erlebe es täglich“, betont Maria Christina Santacruz. Sie sei dankbar, dass Gott sie zur Seelsorge an den Gefangenen berufen habe; ihr tägliches Gebet laute: „Hier bin ich, Herr, um deinen Willen zu tun und die Gefangenen zu trösten und in die Freiheit zu führen, wie du mich befreit hast.“

Bitte unterstützen Sie die Gefängnisseelsorge in Ecuador mit Ihrer Spende – online unter:

www.spendenhut.de oder auf folgendes Konto:

Empfänger: KIRCHE IN NOT

LIGA Bank München

IBAN: DE63 7509 0300 0002 1520 02

BIC: GENODEF1M05

 

Verwendungszweck: Ecuador