Kriegsbeute vom alten Orient bis ins Mittelalter

"Der große Kunstraub" - ein Buch über Macht, Religion, Kunst und Unterwerfung

Foto: Nünnerich-Asmus
Foto: Nünnerich-Asmus

Entwurzelte Kunstwerke

Waffen, Statuen, Gemälde, Edelmetallgefäße, sogar ganze Bibliotheken oder gar gewaltige Obelisken waren Kriegsbeute siegreicher Triumphatoren. Kunstraub begann im Orient im 2. und 1. Jahrtausend v. Chr., als Elamer, Assyrer und Babylonier ihren besiegten Feinden die Kulturgüter entführten.

Höhepunkte des Kunstraubes aber waren Roms Siege über Griechen und andere Völker vom 3. bis zum 1. Jh. v. Chr. Gigantische Präsentationen in den Triumphzügen Roms zeigten dem Publikum unermessliche Kriegsbeute sowie immer wieder Gold und Silber. Waffen, Statuen und Edelmetallgefäße, Teppiche, Gemälde und Textilien erreichten Rekordzahlen. Die rivalisierenden Aristokraten der römischen Republik versuchten sich in den Siegesfeiern gegenseitig zu übertreffen. Und Rom wurde durch die Stiftungen der Sieger zu einer immerwährenden Triumphstadt, in der Inschriften wie Kunstwerke in Tempeln und auf öffentlichen Plätzen jahrhundertelang an die römischen Siege erinnerten.

 

Auch wenn sie fremde Kulturgüter besiegter Feinde deportierten, sahen sich die Könige Babylons oder die Imperatoren Roms nicht als Kriminelle. Die römischen Eroberer plünderten zwar die Schatzkammern, Heiligtümer und Plätze der Besiegten; aber die eroberten Geldmengen erhielt der Staatsschatz, und die meisten der Beuteobjekte wurden wieder in den Tempeln Roms geweiht oder auf öffentlichen Plätzen ausgestellt. Roms Triumphzüge waren ein religiöser Ritus. Und noch die Plünderungen der Christenheit richteten sich vor allem auf sakrale Objekte, besonders auf Reliquien.
Auch das spätantike Konstantinopel wurde als neue Reichshauptstadt systematisch mit Kunstwerken ausgestattet. Konstantin der Große konfiszierte  - Ironie der Geschichte – in großem Maße Kunstgüter aus dem eigenen Reich. Ein neues Feld war dabei die christliche Jagd nach Reliquien; sie begann in der römischen Spätantike und hatte ihren Höhepunkt im Mittelalter. Restitutionen gab es wenige – auch die durch Alexander den Großen oder Kaiser Augustus vorgenommenen waren rein politisch motiviert.

 

Das Buch „Der große Kunstraub. Orient, Griechenland, Rom, Byzanz“ versteht sich darauf, die Ursprünge des Kunstraubes aufzuzeigen und dabei aktuelle Fragestellungen anzustoßen. Der Blick auf die teils noch nicht so lange zurückliegende Vergangenheit hilft, Hintergründe und Motive des Kunstraubs zu durchdringen und das Geflecht heutiger Argumente zu entwirren.

 

Ernst Künzl führt durch die komplexe Geschichte des Kunstraubes und streift dabei auch die Kunstraubprobleme, die nach dem Zweiten Weltkrieg wieder stark ins öffentliche Interesse geraten sind – von der immensen Kunstbeute der Sowjetunion in Deutschland ab 1945 bis zuletzt zu Frankreichs Restitutionen von afrikanischen Kunstwerken im Herbst 2018. Ein spannendes Buch über Macht und andere Motive für Kunstraub.

 

Ernst Künzl, Archäologe, war von 1971 bis 2004 am Römisch-Germanischen Zentralmuseum in Mainz tätig. Seit 2004 ist er freier Sachbuchautor und hat über 300 Publikationen – davon über 40 Monographien – zu den Bereichen antike Kulturgeschichte, Ikonographie und Kunstgeschichte, griechische und römische Waffen, römische Hort- und Gewässerfunde, Geschichte der antiken Wissenschaften (Medizin, Astronomie) sowie Germanien im Altertum geschrieben.

 

 

Ernst Künzl

Der große Kunstraub
Orient, Griechenland, Rom, Byzanz

€ 25,00 (D) / € 25,70 (A)
168 Seiten, 109 Abbildungen
17,5 x 24,5 cm
gebunden
ISBN: 978-3-96176-077-0

 

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Autor: Nünnerich-Asmus Verlag; zusammengestellt von Gert Holle – 18.10.2019