Nur so ist die Marktwirtschaft zu retten

Grundeinkommen jetzt!

Foto: NZZ libro
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Das Grundeinkommen steht der heutigen Lebensrealität näher

 

Die aktuelle Corona-Krise führt uns radikal vor Augen, dass politische und wirtschaftliche Entscheidungen jenseits des bisher Vorstellbaren möglich sind. Der Kampf gegen die Pandemie rechtfertigte die abrupte Kehrtwende: Die Wirtschaft wurde schockartig eingefroren, um Leben zu schützen. Die Pandemie zeigt aber auch, dass der Lockdown soziale Ungerechtigkeit verursacht, auf die unsere veraltete Wirtschaftsordnung nicht angemessen reagieren kann.

 

Der linksliberale Ökonom Thomas Straubhaar, Volkswirtschaftsprofessor der Universität Hamburg, hält deshalb die Zeit für gekommen, das bedingungslose Grundeinkommen einzuführen. In seinem neuen Buch Grundeinkommen jetzt! erklärt er schlüssig, wie ein Grundeinkommen ohne allgemeine Steuererhöhungen finanzierbar ist. Für ihn ist klar: Nur das Grundeinkommen kann die Marktwirtschaft retten.

 

Der New Deal des 21. Jahrhunderts

Mehr denn je ist es an der Zeit, ein politisch breit getragenes, gesellschaftlich akzeptiertes und ökonomisch finanzierbares neues Gleichgewicht zwischen „Staat“ und „Markt“, individueller Verantwortung und gesellschaftlicher Versicherung zu finden. Ein bedingungsloses Grundeinkommen passt perfekt zu dieser Forderung. Es ist der New Deal, um mit einer Kultur von Maß und Mitte, Kompromiss und Ausgleich, Mitsprache und Mitbestimmung künftige Herausforderungen erfolgreich bewältigen zu können. Dabei geht es nicht um einen Abbau sozialer Errungenschaften. Aber auch nicht darum, den alten Sozialstaat noch einmal auszubauen. Vielmehr gilt es, Wirtschafts- und Sozialsystem zeitgemäßer, effizienter, effektiver und dadurch gerechter zu machen.

 

Der paternalistische Sozialstaat hat ausgedient

Das Grundeinkommen steht der heutigen Lebensrealität weit näher als die sozialstaatlichen Alternativen. Diese gaben wohl die Antworten auf die sozialen Probleme der Agrar- und Industriegesellschaft. Aber im Zeitalter der Digitalisierung und der globalisierten Gefahrenpotentiale haben sich diese als frappant untauglich erwiesen. Grundeinkommensmodelle verzichten darauf, paternalistisch Bedingungen einzufordern, um für soziale Unterstützung berechtigt zu sein. Sie setzen auf Eigenverantwortung, Selbständigkeit und Leistungswille. Auch wenn sie im Ruf stehen, genau das Gegenteil zu bewirken – wer auf ein Grundeinkommen zählen kann, braucht sich nicht mehr anzustrengen – zeigt der renommierte Volkswirtschaftler Thomas Straubhaar in seinem neuen Buch, weshalb das nicht so ist.

 

Thomas Straubhaar beantwortet in seinem neuen Buch schlüssig Fragen der Finanzierung, wer in den Genuss von bedingungslosen Grundeinkommen kommen soll, weshalb auch Menschen mit hohen Einkommen nicht ausgeschlossen werden und weshalb diese Modelle sowohl radikal gerecht als auch liberal und effektiv sind. Vor allem korrigiert das Grundeinkommen die systematische sozialpolitische Diskriminierung von Jüngeren und Frauen, wie sie dem heutigen System eigen ist. Für ihn ist deshalb klar: Wollen wir die liberale Marktwirtschaft retten, führt kein Weg am Grundeinkommen vorbei.

 

Thomas Straubhaar (* 1957), ist Professor für Volkswirtschaftslehre mit dem Schwerpunkt internationale Wirtschaftsbeziehungen an der Universität Hamburg. 1999-2014 hat er das Hamburgische WeltWirtschaftsInstitut HWWI und dessen Vorgängerinstitut HWWA geleitet. Er war Gastprofessor an der UNAM und ITAM in Mexico City (2015 und 2016) und Research Fellow der Transatlantic Academy in Washington DC (2010-2017). Thomas Straubhaar gehört dem Kuratorium der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit an.

 

Thomas Straubhaar

Grundeinkommen jetzt!

Nur so ist die Marktwirtschaft zu retten

Seitenanzahl: 288

ISBN: 3907291522

EAN: 9783907291528

23 Euro

NZZ libro

 

Zeitenwenden erfordern einen Geisteswandel. Es braucht keine Revolution. Kapitalismus und Marktwirtschaft müssen nicht zertrümmert werden. Wer das Bewährte erhalten will, muss aber bereit sein, einiges zu verändern. Zentrale Aspekte unseres Lebens müssen wir überdenken und den neuen Gegebenheiten anpassen. Das bedingungslose Grundeinkommen ist mehr als eine utopische Reaktion auf die dystopischen Erfahrungen der Corona-Pandemie. Es liefert ein neu ausbalanciertes Zusammenspiel von individueller Entscheidungsfreiheit und der Notwendigkeit, sich als Solidargemeinschaft gegen systemische Großrisiken zu versichern. Perfekt ist das nicht, aber besser als jede Alternative, wenn es um eine Anpassung des Sozialstaats an disruptive Zeiten geht. Wer will, kann. Die Pandemie hat gezeigt, dass nahezu alles geht, wenn Not scheinbar keine andere Wahl lässt. Ein bedingungsloses Grundeinkommen ist die europäische Antwort, um mit einer Kultur von Maß und Mitte, Kompromiss und Ausgleich, Mitsprache und Mitbestimmung gegen amerikanische Dominanz und chinesische Machtansprüche erfolgreich bestehen zu können. Prof. Thomas Straubhaar zeigt, wie eine neue Arbeitsteilung zwischen Markt und Staat aussehen kann. Er weist der Marktwirtschaft des 21. Jahrhunderts den Weg.

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Autor: NZZ libro; zusammengestellt von Gert Holle - 7.09.2021