Die Liebe Gottes weitergeben

Gedanken zu Christi Himmelfahrt - von und mit Gert Holle

Foto:: Gert Holle
Foto:: Gert Holle

Eine kleine Pflanze. Auf irgendeinem Parkplatz. Ich sehe sie vor mir, sie wächst. Mitten in einer feindlichen Umgebung. Sie überlebt, sie gibt nicht auf, sie widersteht. Hoffnung keimt auf und wird Wirklichkeit, macht mir wieder Mut. Sie bestimmt mein Leben: Nur nicht aufgeben, nur nicht resignieren. Nicht alles hinwerfen, weil alles sinnlos erscheint. Trotz allem weiterwachsen, nicht verkümmern. Die Pflanze blüht. Es folgen die Samen. Es geht weiter. Ich darf nur die Hoffnung nicht verlieren, auch wenn es manchmal schwer fällt.

Glauben auf Hoffnung, da nichts zu hoffen war, sagt die Bibel. Allem Tod zum Trotz. Da ist ein Lichtstrahl im Dunkel, der aufweckt und die Richtung angibt. Ein Stück Leben im Tod, über den Tod hinaus. Etwas Sinn im Sinn-losen, der hält und auffängt. Ich lasse mich nicht länger leiten von schlechten Erfahrungen, sondern von guten Erwartungen.

 

An diesem Donnerstag feiern wir Christi Himmelfahrt, ein Fest der Hoffnung, - auch wenn es auf den ersten Blick nicht so scheint. 40 Tage nach der Auferstehung und zehn Tage vor der Ausgießung des Heiligen Geistes an Pfingsten waren Jesu Jünger endgültig allein. Er, mit dem sie ihre letzten drei Jahre auf der Wanderschaft verbracht hatten, war fort und viele ihrer Hoffnungen mit ihm. Was hatte sich schon geändert? Die Welt war noch die alte. Der Himmel war für sie ein kleines Stück aufgegangen – mit und durch diesen Jesus. Jetzt aber hatte er sich wieder hinter ihm verschlossen. Nichts deutete darauf hin, das ihr weiteres Leben leichter oder besser oder gar schöner werden sollte. Also scheinbar kein Grund zur Freude, kein Anlass zur Feier.

Doch nach Jesu Abschied gingen die Jünger wider Erwarten mit fröhlichem Herzen zurück nach Jerusalem. Denn nun wussten sie, warum Jesus in die Welt gekommen war. Sie hatten begriffen, dass er leiden musste für die Schuld aller Menschen. Sie erkannten den Sinn seines Todes. Jetzt sagte ihnen ihr Verstand, dass darin Vergebung der Sünden und Buße für alle Menschen und Völker liegt. Und darin begründete sich ihr Auftrag: Sie sollten allen Menschen von ihm erzählen. Seine Liebe, die sie direkt kennen gelernt hatten, sollten sie weiter schenken. Was er für sie getan hatte, sollten sie für andere tun. Jetzt wussten sie, dass sie nicht für den Tod geschaffen waren, sondern für das Leben – ein Leben in Ewigkeit.

 

Mit Jesu Himmelfahrt war also nicht alles aus und vorbei. Und im Glauben der Christinnen und Christen hat sich über zwei Jahrtausende gezeigt, dass eine gute Sache weitergeht. Sie haben sein Licht in diese manchmal so dunkle Welt getragen. Sie haben seinen Heiligen Geist befördert und in Worten und Taten lebendig werden lassen.

 

Und wie ist dass heute bei uns? Gehen wir hin zu den Menschen mit der Botschaft Jesu? Geben wir – angesteckt durch seine Liebe – die Liebe an unsere Mitmenschen weiter? Oder stehen wir – anders als die Jünger – noch herum und starren in den Himmel, wohin er entschwunden ist? Warten wir, dass er wieder kommt und sein Werk in dieser Welt selbst in die Hand nimmt und vollendet?

Da mag sich jede und jeder selbst die Antwort geben. Vieles gäbe es in unserer Zeit zu kritisieren, wo vieles so sinnlos erscheint. Doch ich sehe wieder die kleine Pflanze vor mir, die trotz aller Widrigkeiten mitten in der feindlichen Umgebung wächst. Sie blüht und streut ihren Samen. Ich möchte mich leiten lassen von dieser guten Hoffnung.  Sie macht zuversichtlich. Wenn sie aber allein bleibt, erlahmt sie. Sie sucht das „Du“, vielleicht in einem der zahlreichen Gottesdienste an Christi Himmelfahrt in unserer Region oder danach.

 

 


Autor: Gert Holle - 28.05.2025