8.05.2025
Vor 1700 Jahren fand das erste ökumenische Konzil in Nizäa statt. Die Auswirkungen sind bis heute zu spüren.
Von Julia Fröder
(Koblenz/jf) – War Jesus „nur“ ein besonders begnadeter und heiligmäßiger Mensch oder ist er wirklich wesensgleich mit Gott? Um diese Frage zu klären, berief Kaiser Konstantin der Große vor 1700 Jahren das Konzil von Nizäa ein. Im Rahmen des Katholischen Forums in Koblenz hat Prof. Dr. Ulli Roth (Universität Koblenz) das damals entstandene Glaubensbekenntnis und dessen Rezeption in Theologie, Liturgie, Kunst sowie Kirchenpolitik vor etwa 40 Zuhörerinnen und Zuhörern im Klangraum des Bischöflichen Gymnasiums beleuchtet.
Auslöser des Streits um das Wesen Jesu Christi war unter anderem das „Stufenmodell“, das besagt, dass Jesus als Sohn Gottes nicht auf einer Stufe mit seinem Vater stehen könne, sondern unter ihm. Gott und Jesus seien also nicht wesensgleich bzw. wesenseins, wie es der christliche Presbyter Arius in seiner Lehre vorsah. „Man sah den christlichen Glauben durch diesen Konflikt in Gefahr“, erklärte Roth. Daher lud Kaiser Konstantin I., der zu diesem Zeitpunkt noch gar kein Christ war, nach Nizäa ein, um die Frage nach der Natur von Jesu Christi zu klären. „Es ging um das Ringen um einen ‚rechten‘ Glauben“, dies sei auch heute noch aktuell, so der Referent.
Die Mehrheit der damals mehr als 200 Bischöfe, Presbyter und Diakone, die an der Kirchenversammlung teilnahmen, widersprachen dem Modell von Arius: Sie bestanden auf die Einigkeit von Heiligem Geist, Gott und Jesus Christus (Trinität). Aus dem Treffen im Jahr 325 n. Chr. entstand das sogenannte Große Glaubensbekenntnis als gemeinsames Gebet der gesamten Christenheit. „Doch damals wurde es kaum verbreitet. Erst etwa 700 Jahre später mit Kaiser Heinrich II. wurde es in die Liturgie aufgenommen“, berichtete Roth. Doch es ist das Glaubensbekenntnis, auf das sich bis heute alle christlichen Konfessionen berufen. „Wobei wir in Deutschland in der Regel das Apostolische Glaubensbekenntnis verwenden“, so Roth. „Doch vielleicht rückt das Große Glaubensbekenntnis im Jubiläumsjahr mehr in den Fokus.“ Denn der Text verbinde viele Generationen und lade zu einer aktiven Rezeption ein, „wodurch Glaube weitergegeben werden könne“, lautete die abschließende Hoffnung des Theologen.
Das nächste Katholische Forum findet am Montag, 30. Juni um 19 Uhr im Klangraum des Bischöflichen Cusanus-Gymnasiums (Zugang über Südallee 30) statt. Thema ist dann das Konzentrationslager Auschwitz.
Veranstalter des Katholischen Forums sind: Bischöfliches Cusanus-Gymnasium, Katholische Erwachsenenbildung (KEB), Pastoraler Raum Koblenz und Vinzenz Pallotti University Vallendar.