Gemeinsam an Flut erinnern und nach vorne blicken

Gottesdienst ein Jahr nach Hochwasser im Kirner Land

Hoffnungsvoll in die Zukunft blicken - das versuchen im Kirner Land viele Betroffene. © Pfarrbriefservice.de/C. Raabe
Hoffnungsvoll in die Zukunft blicken - das versuchen im Kirner Land viele Betroffene. © Pfarrbriefservice.de/C. Raabe

4.06.2025

 

Nach dem Pfingsthochwasser im Kirner Land gründeten Caritas und Kirchengemeinde ein Begegnungs-Café. Mit einem Gottesdienst erinnern sie ein Jahr später an das Geschehen.

 

Von Ute Kirch

 

(Kirn-Sulzbach/uk) – Ein Jahr nach dem verheerenden Hochwasser von Pfingstsonntag 2024 laden der Caritasverband Rhein-Hunsrück-Nahe e.V. und die katholische Pfarrei Kirner Land St. Hildegard zu einem ökumenischen Gottesdienst ein. Dieser findet am Freitag, 6. Juni, um 18 Uhr in der katholischen Kirche Kirn-Sulzbach (Oldenburger Straße) statt.

 

Die Wassermassen kamen in Kirn-Sulzbach unerwartet und schnell und trafen den Ort mit besonderer Härte. „Aus dem Wald heraus gab es einen Sturzbach, der durch den Ort durchgegangen ist. Keller sind vollgelaufen, teilweise bis zur Decke. Auch Autos wurden weggespült. Nach meiner Kenntnis stand das Wasser auch teilweise in Wohnungen drin“, erinnert sich Andreas Esch vom Caritasverband Rhein-Hunsrück-Nahe e.V.. Zahlreiche Menschen blieben nach dem Starkregen mit erheblichen materiellen Schäden zurück. Mitarbeiter der Caritas fuhren in die Orte, um bei Betroffenen Daten aufzunehmen und ihnen eine Soforthilfe von 200 Euro auszuzahlen.

 

Neben der materiellen Hilfe waren es der Caritas und der Pfarrei ein Anliegen, Betroffenen auch Unterstützung für die Seele zu bieten. „Noch während die Keller leergepumpt und der Müll weggeschafft wurden, haben wir uns im Caritasverband Gedanken gemacht, wie wir zusammen mit der Pfarrgemeinde einen Ort der Begegnung schaffen können“, sagt Esch. Gemeinsam organisierten sie im Ort ein Begegnungs-Café, in dem Ehrenamtliche den Betroffenen Zuspruch und Rückhalt gaben. Die Fragen der Betroffenen seien zahlreich gewesen: Was ist alles zu tun? Wen brauche ich? Wie lange dauert der Wiederaufbau? Wer kommt für die Kosten auf? Schaffe ich das überhaupt? „Das ist eine sehr hohe Belastung gewesen insbesondere für Menschen, die keine Familie um sich haben“, so Esch. Das Begegnungs-Café sollte aber auch ein Ort sein, an dem Menschen einmal auf andere Gedanken kommen. „Es hat eine Zeitlang gedauert, bis die Leute gemerkt haben, dass nicht nur irgendwas aus dem Keller weg ist, sondern das Fotoalben weg sind mit Erinnerungen an den verstorbenen Ehepartner oder an die eigene Kindheit.“

 

Begegnungs-Café soll weiter bestehen

Der Gottesdienst soll Menschen dabei unterstützen, für sich persönlich eine Art Schlusspunkt zu setzen und den Blick noch stärker nach vorne zu richten. „Wir wünschen uns, dass die Betroffenen und die vielen Helfenden, bestenfalls auch gestärkt in die Zukunft gehen können“, sagt Esch. Eingeladen sind aber nicht nur alle, die vom Hochwasser betroffen waren, sondern auch alle, die ein Signal für das Miteinander setzen möchten. Für Caritas und Pfarrei ist der Gottesdienst auch eine Gelegenheit, allen Helferinnen und Helfern danke zu sagen. Im Laufe des vergangenen Jahres habe Esch mit der Zeit wieder eine Zuversicht unter den Besucherinnen und Besuchern des Cafés gespürt. „Das beziehe ich auch auf die regelmäßigen Austauschmöglichkeiten, die verlässlich den Menschen geboten wurden.“ Seien anfangs nur von Hochwasser Betroffene gekommen, hätten im Laufe der Monate weitere Gäste das Café besucht. „So hat sich das Begegnungs-Café geöffnet für alle Menschen, die kommen möchten, aus welchen Gründen auch immer“, sagt Esch. Die Organisatoren seien zuversichtlich, das Begegnungs-Café weiterhin anbieten zu können – als eine feste Größe im Ort, wo sich Menschen treffen und austauschen können.