Ausstellungseröffnung: „Hoffnungsmenschen“ im Momentum

Eine Ausstellung unter dem Titel „Hoffnungsmenschen“ widmet sich den ehemaligen Kaufhof-Angestellten in Neunkirchen

Der Neunkircher Oberbürgermeister Jörg Aumann spricht bei der Ausstellungseröffnung im momentum © Oliver Hilt
Der Neunkircher Oberbürgermeister Jörg Aumann spricht bei der Ausstellungseröffnung im momentum © Oliver Hilt

Von Oliver Hilt / red

 

(Neunkirchen/oh/bt) – Es war ein Schock für die Menschen und die ganze Stadt. Fünf Jahre ist es nun her, seit der Kaufhof in Neunkirchen die Türe geschlossen hat. Nun widmet sich eine Ausstellung Menschen unter dem Titel „Hoffnungsmenschen“ den Menschen und ihren Lebenswegen. Eine Ausstellung ohne ein einziges Bild vom immer noch leerstehenden Gebäude, das das Bild der Innenstadt mitprägt. Ganz bewusst, betont Klaus Becker, Bildungsreferent der Katholischen Erwachsenenbildung KEB: „Wir wollen weniger eine Geschichtsausstellung machen, sondern die Menschen in den Mittelpunkt zu rücken, die das damals erlebt haben“. 

 

Seit der Schließung treffen sich etliche von ihnen einmal im Jahr am „Tag der menschwürdigen Arbeit“ (17. Oktober) im „Momentum“, dem Begegnungszentrum „Kirche am Center“ an der Bliespromenade. Was sie sich dort zu erzählen haben, sind „keine gruseligen Geschichten von damals, sondern alles Geschichten mit Perspektiven und Hoffnung“, beobachtet Becker. Damit war die Idee zu einer Ausstellung von „Hoffnungsmenschen“ fast schon naheliegend. Acht ehemalige Kaufhof-Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben sich für die Ausstellung portraitieren lassen und zeigen jeweils an ihrem eigenen Lebensweg, dass eine alte Lebensweisheit nicht nur ein leerer Spruch ist: „Wenn eine Tür zugeht, geht für dich ein Tor auf“. 

 

Natürlich spielt die Erinnerung beim Treffen zur Ausstellungseröffnung eine Rolle. Concetta, die ihre Ausbildung beim Kaufhof („eine sehr gute Ausbildung“) gemacht und dann 26 Jahre dort gearbeitet hat, berichtet: „Mit der Schließung haben wir versucht, das Beste draus zu machen, haben uns Pfarrer Markus Krastl als Betriebsseelsorger dazu genommen. Da haben wir gemerkt: Man hat sich für uns interessiert. Und wir haben auch gesehen: Wir können Hoffnung machen.“ Concetta hat relativ schnell eine neue Arbeitsstelle gefunden. Wie die anderen im Kreise auch. 

 

Simone kann sich nach 36 Jahren im Kaufhof jetzt sogar einen lang gehegten Wunsch erfüllen, auch wenn der Abschied alles andere als einfach war: „Wir waren im Kaufhof glücklich. Da waren wir wirklich wie eine Familie. Jetzt geht jeder einen neuen Weg. Ich wollte immer schon im Kindergarten arbeiten, jetzt mache ich sechs Monate Fortbildung zum Kita-Assistent – und kann meinen Traum verwirklichen.“

 

„Veränderungen müssen gar nicht schlecht sein”

Guiseppe hat ebenfalls im Kaufhof gelernt und anschließend jahrelang gearbeitet. „Man hat nichts anderes gekannt.“ Auch er hat einen neuen Job gefunden. In den letzten Jahren ist ihm bewusst geworden, „wie sehr wir im Fokus standen“. Das wird ihm deutlich, wenn jemand auf ihn zukommt und sich erinnert, dass er es war, der damals den Kommunionsanzug für die Kinder verkauft hat. Ihm ist bei dem Projekt ein wichtiges Anliegen, „dass man den Menschen Hoffnung macht. Auch wenn es in dem Moment ein schwarzer Tag ist, will sagen: Uns ging es allen so, wir dachten, es gibt nichts anderes – aber uns hat dann die Realität gezeigt: Es gibt noch was anderes, teilweise sogar besser. Veränderungen müssen gar nicht schlecht sein“.

Dass sich der Neunkircher Oberbürgermeister Jörg Aumann auch nach der offiziellen Eröffnung im Momentum Zeit für Gespräche ließ, war für die Mitwirkenden ein Zeichen von Wertschätzung – und gleichzeitig Gelegenheit, über einige Ärgernisse bei den damaligen Vorgängen mit dem Stadtoberhaupt Tacheles zu reden. Der wiederum entschuldigte sich, wenn damalige Äußerungen als verletzend angekommen waren.


Ein Austausch zur Eröffnung ganz im Sinne der Ausstellung: Raum für Gespräche über ein Ereignis, das die Stadt und die Menschen bis heute bewegt, und zugleich das Beispiel von Menschen, die aus ihrer eigenen Erfahrung sagen: „Wir können Hoffnung machen.“ 

 

Information: „Hoffnungsmenschen“
Die Ausstellung ist im „momentum“ (Bliespromenade 1, Neunkirchen) zu den üblichen Öffnungszeiten (Mittwoch bis Freitag von 10 bis 16 Uhr, samstags von 10 bis 13 Uhr) zu besichtigen. Finissage (feierlicher Abschluss) ist am 5. November, 18 Uhr.