13.08.2025
(München/acn) - Der 45-jährige Ukrainer Maksym Ryabukha ist einer der jüngsten Bischöfe der Welt. Er leitet das Apostolische Exarchat Donezk, zu dem die Regionen Donezk, Luhansk, Dnipro und Saporischschja gehören. Über die Hälfte dieses kirchlichen Gebietes ist von russischen Truppen besetzt. Bei einem Besuch des weltweiten katholischen Hilfswerks „Kirche in Not“ (ACN) sprach er über die dramatische Lage seines Exarchats, die seelsorglichen Herausforderungen und die Kraft des Glaubens.
Wie würden Sie die aktuelle Lage in ihrem
Exarchat beschreiben?
Sie wird immer dramatischer. Drohnen machen jeden Ort unsicher, auch für Zivilisten. Entlang der Frontlinie schlafen Menschen nachts im Freien aus Angst vor Angriffen. Ich habe Familien
getroffen, die nur knapp Bombenexplosionen entkommen sind. Solche Erlebnisse erschüttern zutiefst.
Wie erleben Sie den Krieg als
Bischof?
Wir fühlen
uns oft machtlos – als ob niemand wahrnehmen würde, was hier geschieht. Am schmerzlichsten ist, dass zivile Gebiete bombardiert werden und die Welt zu diesem Massaker schweigt. Sichtbare Schritte
in Richtung Frieden gibt es kaum.
Welche Veränderungen hat der Krieg für Ihre
Kirche gebracht?
Vor der Invasion hatten wir mehr als 80 Pfarreien, heute sind nur noch 37 aktiv. Die übrigen sind geschlossen, besetzt oder zerstört. Die Gesetze der Besatzungsregierung verbieten jede
Zugehörigkeit sowohl zur griechisch-katholischen als auch zur römisch-katholischen Kirche. Alle Kirchen dort sind geschlossen. Es ist verboten, sie zu besuchen.
Wie erreichen Sie die Menschen unter diesen
Umständen?
Ich bin ständig unterwegs, deshalb nenne ich mich „Bischof auf Rädern“. Ich besuche Pfarreien, gehe in die Häuser, höre zu, bete mit den Menschen. In den besetzten Gebieten treffen sich Gläubige
heimlich. Die zerstörerischste Waffe ist nicht die Bombe, sondern das Gefühl, vergessen zu sein.
Wie sieht die seelsorgliche Arbeit konkret aus?
Wir haben 53 Priester, acht Ordensfrauen und mehrere Familien- und Caritaszentren. Wir begleiten vor allem Menschen, die durch den Krieg traumatisiert sind: Kinder, die das Lesen oder Sprechen
verlernt haben, Mütter gefallener Soldaten, Menschen, die alles verloren haben. „Kirche in Not“ (ACN) unterstützt uns mit Schulungen für Seelsorger, um psychische Wunden zu heilen, und mit
humanitärer Hilfe: Lebensmittel, Hygieneartikel, warme Zufluchtsorte im Winter.
Können Sie ein Erlebnis schildern, das Ihnen
besonders im Gedächtnis geblieben ist?
Wir brachten Hilfspakete zu einem alten Ehepaar in Slowjansk. Als die Frau die Lebensmittel sah, sagte sie: „Davon habe ich geträumt.“ Für mich zeigt das: Es geht nicht nur um materielle Hilfe,
sondern darum, dass Menschen spüren: jemand liebt sie.
Was gibt Ihnen Hoffnung in dieser
Situation?
Dass Gott stärker ist als das Böse. Wir sehen das Leben durch die Brille des Paradieses: Früher oder später wird alles enden – und das Ende heißt Paradies. Jeder Tag ist eine Chance, einen
Schritt in diese Richtung zu machen.
Bitte unterstützen Sie die Arbeit der Kirche in der Ukraine und helfen Sie den notleidenden Menschen mit Ihrer Spende – online unter www.spendenhut.de oder auf folgendes Konto:
Empfänger: KIRCHE IN NOT
LIGA Bank München
IBAN: DE63 7509 0300 0002 1520 02
BIC: GENODEF1M05
Verwendungszweck:
Ukraine