25.08.2025
(München/acn) - „Die Polizei hat ihre Pflicht nicht erfüllt. Niemand wurde bestraft oder angemessen zur Rechenschaft gezogen. Wir haben keine Hoffnung, dass die Schuldigen noch bestraft werden.“
Das beklagte der römisch-katholische Bischof Indrias Rehmat aus Faisalabad gegenüber dem weltweiten katholischen Hilfswerk „Kirche in Not“ (ACN) anlässlich des zweiten Jahrestags der gewaltsamen
Übergriffe auf Christen in der ostpakistanischen Stadt Jaranwala.
Am 16. August 2023 hatten muslimische Extremisten in der Stadt in der Provinz Punjab mindestens 26 kirchliche Gebäude und 80 Wohnhäuser von Christen zerstört. Hunderte Christen waren damals in Panik aus der Stadt geflohen. Beobachter bewerten den Vorfall als eines der schlimmsten christenfeindlichen Pogrome in der Geschichte Pakistans.
Auslöser der Angriffe war eine mutmaßliche Schändung des Koran und Beleidigung des Propheten Mohammed durch Christen. Ein Gericht bestätigte später die Unschuld der beiden Brüder, denen Blasphemie vorgeworfen worden war.
Niemand bislang verurteilt
Vor zwei Monaten hatte ein Gericht in Faisalabad zehn Personen freigesprochen, die wegen Brandstiftung an einer Kirche angeklagt worden waren. Insgesamt hatten pakistanische Behörden 5213 Tatverdächtige ermittelt und über 380 Personen festgenommen. Viele von ihnen seien jedoch gegen Kaution freigekommen, niemand sei bislang verurteilt worden, berichtete Bischof Rehmat.
Christen, die für eine Aufarbeitung der Ereignisse eintraten, seien bedroht worden. Nun aber mache sich unter den Christen immer mehr Wut und Entschlossenheit breit: „Die Menschen sind jetzt bereit, für ihre Rechte zu kämpfen. Sie wollen schreien und brüllen.“
Auch der Direktor der katholischen Kommission für Gerechtigkeit und Frieden im Bistum Faisalabad, Khalid Rashid Asi, bestätigte „Kirche in Not“ die anhaltende Feindseligkeit gegenüber Christen: „Den Christen wird gesagt, sie sollen nicht vor Gericht gehen. Unsere Leute haben Angst, weil die Fundamentalisten sehr stark sind.“ Erst im April sei ein Christ wegen angeblicher Blasphemie zum Tod verurteilt worden, die Revisionsverhandlung steht noch aus.
Christen weiterhin herabgewürdigt
Asi bezeichnete zudem die von den Behörden gewährte Entschädigung für Betroffene der Ausschreitungen in Jaranwala als unzureichend. Zerstörte Häuser seien zwar wieder aufgebaut worden, allerdings vielfach nur mangelhaft.
Die Spannungen hatten Mitte August einen weiteren Höhepunkt erreicht, als ein muslimischer Geistlicher in einer in den sozialen Medien verbreiteten Rede christliche Kirchen als „Dreckshaufen“ bezeichnet hatte. Als Reaktion veröffentlichte die Pakistanische Bischofskonferenz eine Erklärung, in der sie die Äußerungen als „beleidigend“ und „zutiefst herabwürdigend“ bezeichnete.
Trotz aller Schwierigkeiten stellte Bischof Rehmat auch „Gründe zur Hoffnung“ fest. Er bedankte sich für die Hilfe von „Kirche in Not“ nach den Ausschreitungen. Diese hatte Lebensmittelpakte, Haushaltsgegenstände sowie Spenden zum Wiederaufbau umfasst. Das Hilfswerk unterstützt auch den Einsatz für Gerechtigkeit und Dialog. „,Kirche in Not' ist eine große Stütze für uns. Ihre Hilfe ist enorm“, bedankte sich der Bischof.
In der islamischen Republik Pakistan sind rund zwei Prozent der über 208 Millionen Einwohner Christen. Staatliche Blasphemiegesetze sind der Auslöser zahlreicher Repressalien gegenüber religiösen Minderheiten. Extremisten sind für falsche Anschuldigungen, gewaltsame Übergriffe sowie Verschleppung und Zwangsverheiratung junger Frauen verantwortlich.
Unterstützen Sie den Einsatz von „Kirche in Not“ für verfolgte Christen in Pakistan mit Ihrer Spende – online unter www.spendenhut.de oder auf folgendes Konto:
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