
8.11.2025
(München/acn) - Der syrisch-katholische Erzbischof von Homs, Jacques Mourad, kritisierte gegenüber dem weltweiten katholischen Hilfswerk „Kirche in Not“ (ACN) die „unhaltbare rechtliche und politische Lage“ in Syrien. Die Menschen litten „unter Gewalt und Repressalien“, sagte Mourad und zog Parallelen zu Afghanistan: „Es gibt zwar nicht diese Gewalt wie in Afghanistan, aber wir sind nicht weit davon entfernt. Es wird viel Druck auf die Menschen ausgeübt. Glauben sie nicht, dass wir auf dem Weg zur Freiheit sind.“ Der Weg von einem „autoritären, unipolaren Regime“ hin zur Demokratie sei noch weit.
„Die Kirche in Syrien stirbt“
Immer mehr Christen würden aufgrund der aktuellen Lage das Land verlassen, stellte Mourad fest und warnte: „Die Kirche in Syrien stirbt. Es gibt keine Freiheit, weder religiöse Freiheit noch irgendeine andere.“ Die Kirche in Syrien versuche seit Jahren, die Abwanderung zu verhindern – auch dank Hilfe aus dem Ausland. Dies stoße jedoch an Grenzen, erklärte der Erzbischof im Hinblick auf die nach wie vor unklare Lage nach dem Sturz des Assad-Regimes: „Es ist nicht möglich, eine Migrationswelle einzudämmen, ohne zuvor ein klar definiertes Regierungssystem und ein solides Sicherheitssystem zu etablieren.“
Mourad forderte mit Blick auf die Anschläge und blutigen Auseinandersetzungen in den vergangenen Monaten die internationale Gemeinschaft auf, ein „klare Haltung zu den Ereignissen in Syrien“ einzunehmen. Politische Vertreter, Hilfsorganisationen, Schulen, Universitäten und Kultureinrichtungen im In- und Ausland sollten zusammenarbeiten, „um die in der Gesellschaft herrschende Angst zu überwinden und Schulungen über die Rolle der Gesetzgebung und die Durchsetzung von Gerechtigkeit und der Unabhängigkeit der Justiz durchzusetzen.“
„Christen fühlen sich wie Fremde“
Die Kirche gehe dabei mit gutem Beispiel voran: So würden zum Beispiel in Aleppo Christen ausgebildet um „eine politische Rolle zu übernehmen, wenn sich die Gelegenheit ergibt“, erklärte Mourad. Es sei „unerträglich“, dass sich die Christen in Syrien nach wie vor wie Fremde fühlten, obwohl sie seit Jahrhunderten Bürger des Landes seien.
Erzbischof Mourad äußerte sich bei der Vorstellung des Berichts „Religionsfreiheit weltweit 2025“ von „Kirche in Not“ (ACN) Ende Oktober in Rom. Der 57-Jährige war während des syrischen Bürgerkriegs 2015 von Kämpfern des „Islamischen Staats“ entführt und fünf Monate gefangen gehalten worden. Nach Schätzungen von „Kirche in Not“ aufgrund lokaler Angaben lebten bei Kriegsbeginn 2011 rund 2,1 Millionen Christen im Land, heute sind es noch um die 500 000. Das sind etwas mehr als zwei Prozent der syrischen Bevölkerung.
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