Die Andacht zum Wochenspruch – 7.01 bis 13.01.2024: Von Manfred Günther in den 90er Jahren verfasst – gelesen von Gert Holle
Welche der Geist Gottes treibt, die sind Gottes Kinder. (Röm. 8, 14)
Von was oder wem werden wir getrieben?
Den einen treibt der Beruf, seine Arbeit, die ihn beansprucht und manchmal überfordert: Der Schichtdienst, die Überstunden, der Gedanke, wer wird mich ersetzen, wenn ich jetzt krank werde?
Den anderen treiben seine Interessen: Aufsteigen, mehr Geld verdienen, unabhängiger sein, ein Haus bauen, den Einfluss steigern, für den Chef unentbehrlich werden...
Wieder andere werden von ihren Sorgen und Befürchtungen umgetrieben: Was wird morgen sein? Werde ich meine Pläne verwirklichen können? Wird meine Kraft reichen? Werde ich mir noch lange allein helfen können?
Und noch vieles mehr "treibt" und beschäftigt uns - besonders an der Schwelle eines neuen Jahres. Am Ende oder am Beginn eines bestimmten Lebensabschnittes empfindet man ja immer besonders intensiv, was man versäumt hat, was noch aussteht, was man sich wünscht und wovor man sich ängstigt. Überhaupt sind Jahreswechsel die Stationen, an denen wir deutlicher als sonst wahrnehmen, was unser Leben prägt und "treibt", beschwert oder in Atem hält.
Alldem wird hier etwas entgegengesetzt: Welche der Geist Gottes treibt, die sind Gottes Kinder. "Gottes Kinder"... schön wäre das doch, Kind zu sein, sich nicht ängstigen müssen, versorgt sein, an der Hand des Vaters...
Aber da ist die Bedingung: Welche der Geist Gottes treibt... Zuviel bestimmt uns noch: Beruf, Aufstieg, Macht, Geld, Zukunftsangst... Der "Geist Gottes" hat ja gar keinen Ansatzpunkt bei uns! Wir sind besetzt und manchmal besessen. Gottes Geist kann bei uns nicht durchdringen. Seine Anstöße erreichen uns nicht.
Wir müssten wohl erst einmal Platz machen in unserem Leben. Ausräumen, was uns so beschäftigt, hinauswerfen, was uns gefangen und gefesselt hält. Das ist nicht leicht, aber nötig! Lange schon!
Nun lässt sich an vielen Dingen, die uns treiben, nur sehr wenig ändern. Dass meine Arbeit mir Schichtdienst oder Überstunden abverlangt, liegt nicht in meinem Einflussbereich, daran lässt sich nur schwer etwas machen. Das ist richtig, und einiges mehr verhält sich genau nach diesem Beispiel. Aber: Daneben gibt es so und so viele Gedanken, die mich umtreiben, die kein Verhängnis sind, an denen ich aber doch seit langem krampfhaft festhalte: Dass ich die Karriereleiter hinaufsteigen müsste, dass mehr Einkommen mehr Glück bedeuten würde, dass ich keine Hilfe mehr hätte, wenn ich schwach und gebrechlich werde...
Damit und mit noch viel mehr möchte "Gottes Geist" bei uns gern aufräumen! Und er könnte es - wenn wir ihn nur wirken lassen wollten! Denn dieser "Geist Gottes" hat mit Gelassenheit zu tun, mit Ruhe und einer stillen Zuversicht in die Zukunft: Gottes Geist sagt mir doch, dass ich versorgt bin im Leben und im Sterben. Er macht mich gewiss, dass mich nichts, aber auch gar nichts von seiner Liebe trennen kann. Er zeigt mir auch, wie unwichtig und manchmal lächerlich meine bösen Befürchtungen sind. Und er bringt meine Wünsche und Bedürfnisse in das rechte Maß und die richtige Ordnung.
Man muss sich ja wirklich fragen, worum sich einer, für den Gott seinen Sohn ans Kreuz geschickt hat, noch Sorgen und Angst machen sollte? Und, stellt man einmal die frohe Botschaft von
Weihnachten neben den Kram, der uns Gedanken macht, dann kann man doch wohl nur den Kopf schütteln, was uns so beschäftigt. Und noch so mancher Wunsch, manches Ziel und mancher Plan ist in
unserem Kopf, der vor dem Wirken des Geistes Gottes keinen Bestand haben kann.
Dieser Geist nämlich bringt die wirklich entscheidenden Dinge in unser Leben: Hoffnung auf eine ewige Zukunft, Vergebung, neuer Anfang, Liebe, ein sinnerfülltes Leben... Die "Kinder Gottes"
halten sich Kopf, Herz und Hände für diese Dinge frei!
Welche der Geist Gottes treibt, die sind Gottes Kinder.
Autor: Manfred Günther; gelesen von Gert Holle - 3.01.2023