Dazu ist erschienen der Sohn Gottes, dass er die Werke des Teufels zerstöre. (l. Joh. 3,8 b)

18. - 24. Februar 2024

Foto: canva.com
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PREDIGTEN + ANDACHTEN IN WIR IM NETZ

Die Andacht zum Wochenspruch – von Manfred Günther in den 90er Jahren verfasst – gelesen von Gert Holle

 

Wochenspruch zur Woche nach dem Sonntag "Invokavit":

 

Dazu ist erschienen der Sohn Gottes, dass er die Werke des Teufels zerstöre. (l. Joh. 3,8 b)

Glauben sie an den Teufel? Vielleicht geht es ihnen wie mir: Ich muss dazu immer an den schwarzen Kerl mit Hörnern und Pferdefuß denken. So tritt er ja in den Märchen immer auf. Wo er erscheint, lodern die Flammen der Hölle. Geruch von Verbranntem liegt in der Luft, Gestank nach Schwefel...
Gibt es so einen Teufel?
Bei all dem Schrecken, der sich mit dieser Gestalt des Teufels verbindet, gibt es dabei nicht auch einen ganz anderen Gesichtspunkt?: Ist das nicht auch recht praktisch, wenn ich sagen kann, es gibt diesen Satan?
Denken wir doch einmal an diese oder an jene Schuld, die wir auf uns geladen haben. Rufen wir uns die Bosheit gegenüber unserem Nachbarn neulich in Erinnerung. Reden wir von der schweren Sünde, die wir vor Jahren begangen haben. Wenn es diesen Teufel gäbe, könnten wir uns nun sehr gut entschuldigen: Das war ja nicht ich! Das hat mir ein anderer eingegeben! Da bin ich vom Bösen überredet worden!
Vielleicht machen ja nicht alle Zeitgenossen heute den Teufel verantwortlich, wenn sie sich herausreden wollen, aber sie wenden das selbe Prinzip an: Ich kann doch nichts dafür! Ich bin doch nicht schuld! Das hat eine anderer auf dem Gewissen!

Ein Beispiel mag das verdeutlichen:
Da hat einer im Kaufhaus gestohlen. Eine aufmerksame Verkäuferin hat es beobachtet und gemeldet. Die Polizei wurde geholt, und der Dieb wird jetzt verhört. Ob er denn nicht wisse, dass man nicht stehlen darf? Ob er seine Schuld denn nicht bereue?

Der Dieb überrascht mit einer anderen Sicht der Dinge: "Wenn da doch auch so viel herumliegt! Wer kann denn dieser Versuchung widerstehen? Man wird ja geradezu eingeladen, einfach zuzugreifen!" - Ich kann doch nichts dafür! Das ist doch nicht meine Schuld! Da ist ein anderer verantwortlich!
Nein, es gibt diesen Teufel nicht! Es darf ihn nicht geben! Zu schnell weisen wir ihm unsere Verantwortung zu! Zu leicht entziehen wir uns der eigenen Schuld - denn wir sind das, wenn wir Böses tun, wir begehen die Sünde, wir lassen uns verführen, wir gehorchen der Versuchung!

Nein, einen Teufel gibt es nicht, wohl aber seine Taten und seine Werke! Wir sind es, die sie tun!

"Dazu ist erschienen der Sohn Gottes, dass er die Werke des Teufels zerstöre." Da ist also einer gekommen, der uns heraushelfen will aus all dem Bösen, das durch uns geschieht! Wie er das macht? Auf seine ganz eigene Weise: Er steht selbst gerade für das Böse in der Welt. Er liefert sich ihm aus. Er lässt sich von ihm Leiden und Kreuz auflegen und bleibt darunter bis ans Ende. Ja, er stirbt am Bösen - an der Schuld, die wir getan haben! So überwindet er unsre Bosheit. So macht er gut, was wir angerichtet haben.

In dieser Passionszeit, die gerade begonnen hat, bedenken wir seinen Kampf und seinen Sieg über das Böse. Er steht gerade für unsere Schuld. "Dazu ist erschienen der Sohn Gottes..."
Wie das nun unsere bösen Werke zerstört? Indem auch wir jetzt zu unserer Schuld stehen. Indem wir sagen: Ich habe das getan! Meine Sünde ist es! Niemand außer mir, ist dafür verantwortlich! So kann er die Schuld wegnehmen. So kann für mich wirksam werden, was er für mich und alle Menschen auf sich genommen hat. So geschieht Vergebung und neuer Anfang. Wir müssen unsere Schuld und Sünde nicht leugnen. Wir müssen sie nicht wegschieben und die Verantwortung dafür einem anderen zuweisen. Es gibt keinen Teufel, der unser Versagen entschuldigt. Aber es gibt einen Herrn, der uns abnehmen kann, was wir ihm bringen.

Sprechen wir zu ihm: Hier ist meine Schuld, Herr; ich habe sie auf mich geladen; sie reut mich von Herzen; nimm du mir sie ab! Danke, Herr. Amen.

 

 


Autor: Manfred Günther, gelesen von Gert Holle - 17.02.2024