Sondervermögen Infrastruktur – Warum die Gesundheits- und Sozialwirtschaft jetzt zum Zuge kommen muss

Offener Brief an den Bundesfinanzminister

Fotoquelle: Evangelische Bank
Fotoquelle: Evangelische Bank

4.09.2025

 

 

Die aktuelle Verteilungsdebatte rund um das Sondervermögen lässt befürchten: Ausgerechnet diejenigen, die am dringendsten Hilfe brauchen, könnten am Ende leer ausgehen. Richtig wäre es, die Gesundheits- und Sozialwirtschaft in die Förderlogik des Sondervermögens einzubeziehen und dabei die Mittelvergabe an realen Bedarfen zu orientieren – ohne Unterscheidung nach kommunaler, freigemeinnütziger und konfessioneller Trägerschaft.

Thomas Katzenmayer, Vorsitzender des Vorstands der Evangelischen Bank (c) EB
Thomas Katzenmayer, Vorsitzender des Vorstands der Evangelischen Bank (c) EB

 

 Nachfolgend der Offene Brief, den Thomas Katzenmayer, Vorsitzender des Vorstands der Evangelischen Bank, heute an den Bundesfinanzminister richtet:

 

Sehr geehrter Herr Bundesminister Klingbeil,

am 12. September 2025 beginnen im Deutschen Bundestag die Beratungen über den von der Bundesregierung eingebrachten Entwurf eines Gesetzes zur Finanzierung von Infrastrukturinvestitionen von Ländern und Kommunen. Dieses Datum markiert eine wichtige Wegscheide: Es geht nicht allein um die Stärkung von Straßen, Schienen und digitalen Netzen, sondern um die Frage, welches Fundament unsere Gesellschaft in Zukunft tragen soll.

Krankenhäuser, Pflegeeinrichtungen, soziale Träger – sie sind das Rückgrat einer funktionierenden Gesellschaft. Sie gewährleisten Resilienz in Krisenzeiten, sichern Daseinsvorsorge und ermöglichen Teilhabe für alle Bürgerinnen und Bürger. Ohne sie wäre die oft beschworene „gesellschaftliche Infrastruktur“ nur ein leeres Versprechen.

Doch genau diese Institutionen sind vielerorts unterfinanziert, überlastet und nicht selten von der Insolvenz bedroht. Während die Nachfrage nach Pflegeplätzen, medizinischer Versorgung und sozialer Unterstützung wächst, bröckeln Gebäude, veraltet Technik und fehlen Mittel für die Modernisierung. Schon heute müssen Krankenhäuser Betten sperren, Pflegeheime Wartelisten führen und soziale Dienste ihr Angebot einschränken. Diese Entwicklung gefährdet nicht nur die Versorgungssicherheit, sondern auch das Vertrauen in die Handlungsfähigkeit unseres Staates.

Die aktuelle Verteilungsdebatte rund um das Sondervermögen lässt befürchten: Ausgerechnet diejenigen, die am dringendsten Hilfe brauchen, könnten am Ende leer ausgehen. Dabei wäre es falsch, die Mittel allein entlang formaler Trägerschaften oder nach Zuständigkeiten zu vergeben. Richtig wäre es, die Verteilung konsequent an den realen Bedarfen auszurichten – unabhängig davon, ob die Einrichtung kommunal, freigemeinnützig oder konfessionell getragen wird.

Sehr geehrter Herr Minister, Sie haben es in der Hand, mit den Mitteln aus dem Sondervermögen ein Signal der Weitsicht zu setzen. Wer heute in die Gesundheits- und Sozialwirtschaft investiert, schafft nicht nur moderne Gebäude, verlässliche Strukturen und attraktive Arbeitsplätze. Er legt den Grundstein für eine widerstandsfähige Gesellschaft, die den Herausforderungen von Demografie, Fachkräftemangel und künftigen Krisen gewachsen ist.

Ich bitte Sie daher eindringlich, die Gesundheits- und Sozialwirtschaft ausdrücklich in die Förderlogik des Sondervermögens einzubeziehen. Was wir jetzt versäumen, werden kommende Generationen teuer bezahlen müssen.

Freundliche Grüße

Thomas Katzenmayer, Vorsitzender des Vorstands der Evangelischen Bank

 

Über die Evangelische Bank

Die Evangelische Bank ist ein werteorientierter Finanzpartner mit christlichen Wurzeln. Sie gestaltet gemeinsam mit ihren Kunden in Kirche und Diakonie sowie der Gesundheits- und Sozialwirtschaft eine nachhaltig lebenswerte Gesellschaft. Um das zu erreichen, setzt die Bank auf ihr exzellentes Branchen-Know-how und bietet umfassende Finanzlösungen für den kirchlich-diakonischen und sozialen Bereich. Mit einer Bilanzsumme von 8,71 Mrd. Euro gehört die Evangelische Bank zu den größten Kirchenbanken und Genossenschaftsinstituten in Deutschland.

Im Kerngeschäft finanziert die Evangelische Bank Projekte aus den Bereichen Gesundheit, Altenpflege, Jugend- und Behindertenhilfe, Bildung, bezahlbarer Wohnraum sowie privater Wohnbau und investiert in Vorhaben, Unternehmen und Institutionen, die für eine nachhaltig lebenswerte Gesellschaft einen positiven Beitrag leisten.

Die Evangelische Bank richtet ihr unternehmerisches Handeln nach den 17 Zielen für nachhaltige Entwicklung (Sustainable Development Goals – SDGs) und nach den anspruchsvollen EMASplus-Kriterien aus.

 

 

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