24.09.2025
(Berlin/bfw) - Anlässlich
des Erntedankfestes am 5. Oktober hat heute ein Bündnis aus kirchlichen Entwicklungsorganisationen und bäuerlichen Interessenvertretungen eine Erntekrone an Bärbel Kofler übergeben. Die
Parlamentarische Staatssekretärin im Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung erhält die Krone mit der Bitte, sich für den Schutz der Saatgutvielfalt einzusetzen. Das
Bündnis fordert zudem, keine Patente auf Saatgut zuzulassen.
Die
Erntekrone steht für die Dankbarkeit gegenüber der Natur, für Wertschätzung bäuerlicher Arbeit und für eine gute Ernte. Diese ist für bäuerliche Betriebe in Deutschland und weltweit immer
schwieriger zu erzielen. Klimaveränderungen bringen Wetterextreme, und große Agrarkonzerne gewinnen durch Patente immer mehr Kontrolle über den Saatgutmarkt. Vielfältiges, lokal angepasstes
Saatgut steht immer weniger zur Verfügung, und der Zugang wird immer mehr eingeschränkt. Zudem plant die EU-Kommission, das EU-Gentechnikrecht erheblich aufzuweichen. Das erschwert eine
gentechnikfreie Saatgut- und Lebensmittelerzeugung.
„Wenn neue Gentechnik in der EU kaum noch geprüft und gekennzeichnet wird, wenn Pflanzen patentiert werden können und wenige Konzerne das Saatgut kontrollieren, verlieren Bäuerinnen und Bauern in
Europa und weltweit die Kontrolle darüber, was sie anbauen“, beschreibt Kathrin Schroeder, Abteilungsleiterin Politik und globale Zukunftsfragen bei Misereor, die Situation. „Sie können
dann nicht mehr frei entscheiden, ob eine Sorte zum Boden oder Klima passt. Weniger Auswahl auf dem Feld bedeutet weniger Sicherheit auf dem Teller: Wenn alle das Gleiche anbauen, kann eine
Krankheit ganze Ernten vernichten – und das betrifft am Ende uns alle.“
In dieser Legislaturperiode stehen in der EU und im Bundestag wichtige Entscheidungen an. Es wird mit Hochdruck über die Reform der EU-Saatgutverordnung und an einem Verordnungsentwurf zu neuen
Gentechnik-Pflanzen verhandelt. Diese Prozesse entscheiden darüber, ob bäuerliche Rechte gestärkt oder weiter eingeschränkt werden. Das Bündnis fordert, die „UN-Erklärung über die Rechte von
Bäuerinnen und Bauern“ (UNDROP) von 2018 zur Grundlage der Gesetzgebungen zu machen und bäuerliche Rechte zu schützen.
„Wir fordern die Bundesregierung auf, sich in Brüssel für klare Regeln einzusetzen: Saatgut muss für Bäuerinnen und Bauern frei zugänglich und tauschbar bleiben, nur so bleibt die Vielfalt
erhalten,“ erklärt Claudia Gerster, Bundesvorsitzende der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) e.V. und Bäuerin aus Sachsen-Anhalt. „Gentechnikfreie konventionelle und
ökologische Landwirtschaft braucht Schutz durch verpflichtende, wirksame Koexistenz- und Haftungsregelungen. Das wertvolle EU-Vorsorgeprinzip und unsere Wahlfreiheit als Bäuerinnen, Bauern und
Verbraucher*innen muss gewährleistet werden.“
Wichtig sei es, dass regional und global zusammen gedacht wird, für Ernährungssouveränität und Vielfalt weltweit. Dazu Martin Krieg, Direktor für Kommunikation und Engagement bei Brot für
die Welt: „Saatgut gehört allen – es ist nicht das Eigentum weniger. Wenn große Konzerne Patente auf Pflanzen erteilt bekommen, dürfen andere das Saatgut oft nicht mehr verwenden oder
weiterentwickeln. Das ist, als würde jemand das Rezept für Brot patentieren und anderen verbieten, es zu backen.“
In einem gemeinsamen Papier (Link untenstehend), das die Bündnispartner Staatssekretärin Bärbel Kofler überreichten, haben die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft, Brot für die Welt,
Misereor, die Interessengemeinschaft Nachbau, die Katholische Landvolkbewegung Deutschland und die Arbeitsgemeinschaft der Umweltbeauftragten in den Gliedkirchen der EKD sieben zentrale
Empfehlungen zusammengefasst. Diese zeigen, warum Saatgutpolitik heute über Ernährungssicherheit entscheidet.