5.08.2025
Regie und Drehbuch: Justine Bauer
Prädikat BESONDERS WERTVOLL
(Wiesbaden/fbw) - Es ist Sommer auf dem Land. Katinka, ihre Geschwister und ihre Mutter bewirtschaften den Milchkühe-Hof und versuchen, mit ihren Produkten und einer Alpaka-Farm über die Runden zu kommen.
"Dramaturgisch setzt Bauer auf ein fragmentarisches Erzählen, das viele Themen anreißt (Migration, wirtschaftliche Probleme, Emanzipation), aber sich nie in einem von ihnen verliert. Ganz nah an den Frauen bleibt dieser Film, an ihren Körpern und Gesichtern, an ihren Sehnsüchten und Nöten. Es ist ein Einblick in das Leben moderner junger Frauen auf dem Land, der im deutschen Film ansonsten nur wenig vertreten ist."
Das Gutachten der FBW-Jury, mehr Infos zum Film
sowie der Trailer unter:
https://www.fbw-filmbewertung.com/film/milch_ins_feuer
Ein Sommer auf dem Land. Katinka will Bäuerin werden – doch die Umstände
machen es ihr nicht einfach, diesen Traum zu leben. Der erste Langfilm von Justine Bauer ist ein reifes, stimmungsvolles Debüt mit erzählerischer Kraft.
Es ist Sommer auf dem Land. Katinka, ihre Geschwister und ihre Mutter bewirtschaften den Milchkühe-Hof und versuchen, mit ihren Produkten und einer Alpaka-Farm über die Runden zu kommen. Und auch
wenn die Arbeit anstrengend ist, so will Katinka doch nichts anderes als später einmal den Hof zu übernehmen. Doch eigentlich dürfen das ja nur die Söhne. Dazu wird es immer schwerer, ökologische
Landwirtschaft auch zukunftsfähig zu gestalten. Viele Probleme, die den Sommer noch schwerer und heißer erscheinen lassen als er es eh schon ist.
Der Abschlussfilm von Justine Bauer, die auf der Kunsthochschule für Medien in Köln Spielfilmregie studierte, lässt in ihrer Inszenierung eine große Intimität mit den Protagonistinnen zu. Die
Kamera von Pedro Carnicer bleibt immer ganz nah bei den ausdrucksstarken Gesichtern der jungen Frauen, die Bildgestaltung lässt trotz der Außenaufnahmen die klaustrophobische Enge eines
Hitzesommers spüren und die Szenen sind mit viel Ruhe und dem Mut zur lakonischen Ereignisleere erzählt, die das Lebensgefühl auf dem Land gut vermitteln. Dass es sich bei den Darstellenden –
außer der von Johanna Wokalek überzeugend gespielten Mutter – komplett um Laien handelt, erzeugt den Eindruck des dokumentarischen Erzählens. Und doch spürt man die kluge fiktionale Dramaturgie,
die sich einzelne Geschehnisse herauspickt, um über die Handlung heraus auch zu kommentieren, sowohl im Dramatischen als auch im Komischen. Wenn eines der Alpakas kastriert wird und die jungen
Frauen eine gewisse Genugtuung empfinden, dass hier wenigstens ein „Mann“ nicht mehr für Probleme sorgen kann – während gleichzeitig einer der Protagonistinnen ungewollt schwanger geworden ist,
oder aber die Verkrampftheit aller Beteiligter beim Posieren für ein Werbefoto für einen Joghurtglas deutlich wird, dann spürt man, wie reich der Film an Themen ist, die die Realität vieler
Menschen darstellen, deren Existenz an die Landwirtschaft geknüpft ist. Mit MILCH INS FEUER gelingt Justine Bauer ein reifes Debüt, das ihr Talent zum atmosphärischen Erzählen deutlich
macht.
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Mehr Informationen zu aktuellen und kommenden
FBW-Empfehlungen
unter www.fbw-filmbewertung.com. Die Deutsche Film- und Medienbewertung (FBW) zeichnet
herausragende Filme mit den Prädikaten wertvoll und besonders wertvoll aus. Über die Auszeichnungen entscheiden unabhängige Jurys mit jeweils fünf Gutachter*innen aus einem Pool aus 85 Experten
aus ganz Deutschland. Die FBW bewertet die Filme innerhalb ihres jeweiligen Genres.
Die FBW-Jugend Filmjurys sind mit Schülerinnen und
Schülern ab 10 Jahren und im Falle der älteren Jurys ab 14 Jahren besetzt. Sie sind an elf Standorten in Deutschland etabliert und sichten vor Kinostart das komplette Filmprogramm für das junge
Publikum. Seit 2018 geben die Jurys auch Empfehlungen für das Programm für die Zielgruppe „14+“. Mehr Infos und Filme
unter: www.jugend-filmjury.com.