Trierer Bischof besucht Caritasgeschäftsstelle in Neuwied : Engagement gegen wachsende Not

Bischof Ackermann mit Caritas-Vertretern, dem Pastoralen Rat und Mitarbeiterinnen aus den Fachgebieten. © Julia Fröder
Bischof Ackermann mit Caritas-Vertretern, dem Pastoralen Rat und Mitarbeiterinnen aus den Fachgebieten. © Julia Fröder

29.10.2025

 

Bischof Ackermann tauschte sich Vertretern aus dem Caritasvorstand, dem Caritasrat, der Finanzkommission und dem Pastoralen Raum Neuwied sowie Mitarbeiterinnen aus unterschiedlichen Fachgebieten.

 

Von Julia Fröder

 

(Neuwied/jf) – „Ich konnte heute von dem vielfältigen und hohen Engagement der Haupt- und Ehrenamtlichen hören und ich habe gesehen, wie notwendig diese Arbeit und dieser Einsatz ist“, das hat der Trierer Bischof Dr. Stephan Ackermann nach dem Vormittag in der Neuwieder Geschäftsstelle des Caritasverbands Rhein-Wied-Sieg gesagt. Diese hatte er im Rahmen seiner Visitation (Besuchsreise) durch den Pastoralen Raum Neuwied besucht. Insbesondere die Armut bei Kindern und Erwachsene mit psychischen Erkrankungen haben in den vergangenen Jahren zugenommen, berichtete die stellvertretende Geschäftsführerin Ulrike Proft. 

 

Die Anzahl an Menschen, die einen vielfältigen Unterstützungsbedarf haben, wachse, waren sich die Vertretungen aus dem Caritasvorstand, dem Caritasrat, der Finanzkommission und Mitarbeiterinnen aus unterschiedlichen Fachgebieten beim Gespräch mit dem Bischof und Hauptamtlichen aus dem Pastoralen Raum Neuwied einig. Doch ein großes Problem sei die Finanzierung, so Bernd Wagener. „Das, was wir an Geldern haben, reinvestieren wir in die Menschen“, sagte der Vorsitzende des Caritasrats. „Wirtschaftlich ist es ein Desaster, was wir hier machen. Doch uns geht es um die Menschen, die in vielen Fällen auch durch’s Raster fallen.“ 

 

Einblicke in zwei Arbeitsfelder 

Um dem Gast aus Trier Einblicke in die Arbeit des Verbandes zu geben, stellten zwei Mitarbeiterinnen ihm die Kontakt- und Informationsstelle für Selbsthilfe (Nekis) sowie die Interventionsstelle gegen Gewalt in engen sozialen Beziehungen (IST) und die Kinderinterventionsstelle gegen Gewalt in engen sozialen Beziehungen (KIST) vor. 

„Selbsthilfegruppen sind sehr wichtig für die Menschen“, weiß Lilly Bittner aus ihrer Arbeit als Selbsthilfekoordinatorin. „Hier können sie sich mit anderen austauschen, die dasselbe Problem haben.“ Mehr als 90 Gruppen für Betroffene und Angehörige in der Stadt Neuwied und im Landkreis begleitet sie. „Da gibt es Gruppen für Alleinstehende, Alleinerziehende, Trauernde, chronisch Kranke, für Menschen mit psychischen Erkrankungen oder mit einer Sucht.“ Bis Ende Oktober habe sie 150 Anfragen von Menschen erhalten, die auf der Suche nach einer Selbsthilfegruppe sind oder eine neue Gruppe gründen möchten. 

 

Seit 20 Jahren gibt es die IST und seit drei Jahren die KIST, die sich um die Kinder von Personen kümmert, die sich an IST wenden. „Wir beraten die Personen ergebnisoffen, wir klären sie über ihre Möglichkeiten nach dem Gewaltschutzgesetz auf und darüber, was sie selbst zu ihrem Schutz tun können. Wir unterstützen auch bei Antragstellungen oder vermitteln sie an weiterführende Hilfen“, berichtet Fachteamleiterin Olga Scott. In diesem Jahr hat die Stelle bislang 129 Meldungen erhalten, hinzukommen 50 Kinder, die im Rahmen von KIST betreut werden. „Unter den fast 130 Fällen waren elf Hochrisiko-Fälle, in denen akute Lebensgefahr für die Frauen bestand.“ Und auch hier gebe es eine Diskrepanz zwischen der Anzahl an Menschen, die Hilfe benötigten und dem zur Verfügung stehenden Personal. „Personen, die zu IST und KIST kommen, haben viele weitere Nöte“, weiß Proft. Allgemein nehme Armut in vielfältiger Weise zu, besonders die Armut bei Kindern wie auch psychische Erkrankungen. Daher sei es ein großes Glück, dass die Mitarbeitenden der Caritas sich stets austauschen und den Menschen mit seinen individuellen Bedürfnissen im Blick habe. „Die Caritas sieht die Not und reagiert auf die Bedarfe, die sich schnell ändern“, hebt Bischof Ackermann die Arbeit des Verbands hervor, die auch von Seiten des Kreises und der Stadt geschätzt werde. Er danke den Haupt- und Ehrenamtlichen für ihren Dienst am Menschen. 

 

Caritasverband Rhein-Wied-Sieg 

Der Caritasverband Rhein-Wied-Sieg in Neuwied unterhält eine Vielzahl sozialer und gesundheits­pflegerischer Dienste und Angebote für die Stadt und den Kreis Neuwied. Zudem hat der Verband eine Geschäftsstelle in Betzdorf. 

Alle Beratungsangebote der Caritas stehen unabhängig von Weltanschauung oder Konfession allen Menschen offen, sind kostenlos und vertraulich. Weitere Informationen über Unterstützungsmöglichkeiten gibt es auf www.caritas-neuwied.de  oder telefonisch unter Tel.: 02631-98750. 

 

Bischöfliche Visitation 

Bischof Ackermann wird bis Ende des Jahres immer wieder unterschiedliche Orte im Pastoralen Raum Neuwied mit seinen 53.500 Katholikinnen und Katholiken besuchen, um Haupt- und Ehrenamtlichen im kirchlichen Bereich sowie kommunalen Entscheidungsträgern zu begegnen, verschiedene Einrichtungen wie die katholische Familienbildungsstätte oder den Hospizverein zu besuchen und Gottesdienste gemeinsam mit Gläubigen zu feiern. Im Rahmen der Visitation finden im November und Dezember auch Firmungen statt.