 
    
31.10.2025
„Stärke, was dich trägt.“ – mit diesem Leitwort ruft das katholische Spendenhilfswerk bundesweit zu Solidarität unter Gläubigen auf.
(Paderborn/bfw) - Gerade in einer Zeit persönlicher und gesellschaftlicher Krisen kann der Glaube eine Kraft sein, die Halt und Orientierung gibt. Mit dem Leitwort „Stärke, was dich trägt.“ eröffnet das Bonifatiuswerk am Sonntag, 9. November, die bundesweite Diaspora-Aktion der katholischen Kirche. Diaspora, also das Leben in der religiösen Minderheit, erleben Gläubige heute längst auch in katholisch geprägten Regionen. So startet die Aktion des Bonifatiuswerkes dieses Jahr mit einem Gottesdienst im Kölner Dom, als Zeichen der Solidarität mit allen Katholikinnen und Katholiken in Deutschland, Nordeuropa und im Baltikum.
Der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki feiert das Pontifikalamt in der Hohen Domkirche am 9. November um 10 Uhr. Konzelebranten sind neben Bonifatiuswerk-Generalsekretär Monsignore Georg Austen Bischöfe aus Ländern, in denen Katholiken in der extremen Minderheit leben, so Erzbischof Zbignevs Stankevics aus Riga in Lettland und Bischof Fredrik Hansen aus Oslo in Norwegen. Der Gottesdienst wird vom Domradio (www.domradio.de) und dem Fernsehsender EWTN.TV live im Stream übertragen.
„Diaspora ist kein Schreckgespenst, sondern Wirklichkeit, der wir uns zu stellen haben“, sagt Bonifatiuswerk-Generalsekretär Monsignore Georg Austen. Gerade aus den Diaspora-Regionen in Skandinavien und dem Baltikum gebe es ermutigende Beispiele, wie die Kirche trotz der Schwierigkeiten in der Minderheitensituation den Menschen eine Heimat gibt und die Gemeinschaft stärkt. Das Leitwort „Stärke, was dich trägt.“ soll ein Ansporn für Christinnen und Christen sein, sich bei allen Umbrüchen in der Kirche immer wieder auf den Kern des Glaubens zu besinnen. „Damit verbunden sind wir auch aufgefordert, unsere Beziehung zu Gott und zu unseren Mitmenschen zu pflegen sowie unsere Identität, auch im Glauben, zu stärken“, so Monsignore Austen, „in Gottesdiensten, im persönlichen Gebet, im Gemeinde- und Glaubensleben.“
Ein mutmachendes Signal, wie die Botschaft des Evangeliums zeitgerecht weitergetragen werden kann, sendet auch der Bonifatiuspreis, der dieses Jahr beim anschließenden Festakt im Erzbischöflichen Priesterseminar verliehen wird. Ausgezeichnet werden innovative und kreative Ideen und Projekte zur Vermittlung der Frohen Botschaft. Insgesamt sind 227 Bewerbungen aus fast allen deutschen Bistümern eingegangen – das ist die höchste Zahl an Bewerbungen in der Geschichte des Bonifatiuspreises, der 2006 erstmals vergeben wurde. Der Preis ist mit insgesamt 13.000 Euro dotiert. Stifter des Preises war der 2024 verstorbene langjährige Chefredakteur der Kirchenzeitung im Erzbistum Köln, Prälat Erich Läufer.
Einen Impulsvortrag beim Festakt zur Eröffnung der Diaspora-Aktion hält Tobias Haberl, Redakteur des Süddeutsche Zeitung Magazins und Autor des Buchs „Unter Heiden: Warum ich trotzdem Christ bleibe – Was kann das 21. Jahrhundert eigentlich von gläubigen Menschen lernen?“. Der Europaminister und Chef der Staatskanzlei Nordrhein-Westfalen, Nathanael Liminski (CDU), wird ein Grußwort sprechen.
Eine Woche später, am 16. November, ist der traditionelle Diaspora-Sonntag der katholischen Kirche: In Gottesdiensten in ganz Deutschland wird an diesem Sonntag die Kollekte für Katholiken in der Diaspora gesammelt. Das Bonifatiuswerk unterstützt mit diesen Spenden Projekte in Regionen, in denen Katholiken in der extremen Minderheit leben.
Über das Bonifatiuswerk
Das 1849 gegründete Bonifatiuswerk der deutschen Katholiken e. V. ist das Spendenhilfswerk für den Glauben und die Solidarität. Unter dem Leitwort „Keiner soll alleine glauben“ unterstützt es katholische Christinnen und Christen dort, wo sie in einer extremen Minderheitensituation, in der Diaspora, ihren Glauben leben. Mit seiner Bau-, Verkehrs-, Kinder- und Glaubenshilfe fördert es jährlich mehr als 1000 Projekte in Deutschland, Nordeuropa und dem Baltikum.

Sie half Drogenabhängigen im Frankfurter Bahnhofsviertel. Sie war Seelsorgerin in einem Frauengefängnis. Sie leitete eine Tagesstätte für Wohnungslose. Schwester Klarissa Watermann OP kennt viele Formen menschlicher Not. Nun ist sie Kopf und Herz von "Klaras Küche" – eine Tafel für Leib und Seele in Hamburg. Für Menschen, die an den Rand unserer Gesellschaft gedrängt sind, gibt es dort Essen, Lebensmittel, Kleidung und Wertschätzung. „Klaras Küche“ steht beispielhaft für die zahlreichen Projekte und Initiativen, die das Bonifatiuswerk unterstützt.
 
    
Diaspora-Sonntag – 16. November 2025 „Stärke, was dich trägt.“
Monsignore Georg Austen, Generalsekretär des Bonifatiuswerkes der deutschen Katholiken, spricht im Interview über das Leitwort der Diaspora-Aktion 2025 „Stärke, was dich trägt.“ und die Kirchenentwicklung in Deutschland. Er fordert mehr Miteinander statt Gegeneinander in Kirche und Gesellschaft.
Die Diaspora-Aktion 2025 des Bonifatiuswerkes steht unter dem Leitwort: „Stärke, was dich trägt.“ Wofür steht dieses Leitwort? Was wollen Sie den Menschen damit auf den Weg geben?
Monsignore Georg Austen: Dass äußere Kraft innere Stärke braucht. Die diesjährige Diaspora-Aktion ist eine Einladung, sich bewusst als Einzelperson und in der Gemeinschaft Zeit zur Reflexion über die Fundamente des Lebens und des Glaubens zu nehmen. Das Leitwort ist eine ermutigende Aufforderung, die in all den Krisen und Ungleichzeitigkeiten, in all den Fragen und Unsicherheiten, die sich uns aktuell stellen, Halt geben kann. Äußere Kraft im persönlichen Leben, in der Kirche, in unseren Gemeinden braucht innere Stärke. Das ist unser Ansatz. „Stärke, was dich trägt.“ fordert uns alle gleichermaßen heraus, will uns aber zugleich ermutigen. Als Christen haben wir in Christus den Grund all unseren Vertrauens und die Quelle unserer Kraft. Aber steht uns das im oft stressigen Alltag wirklich als stärkende Gewissheit vor Augen? Lassen Sie uns also genau hinschauen auf das, was uns verbindet, und nicht nur auf das Trennende. Stärken werden uns nur tragfähige Beziehungen.
Sie wollen mit dem Leitwort also Mut machen und Halt und Orientierung geben?
Monsignore Georg Austen: Aktuell habe ich den Eindruck, dass wir in der Gesellschaft ständig polarisieren. Alles gegeneinander statt miteinander, wohlwissend, dass wir eine werteorientierte Positionierung brauchen. Statt Angst vor einer ungewissen Zukunft brauchen wir eine begründete Zuversicht, neuen Optimismus, Werteorientierung – und Menschen, die sich in die Mitte der Gesellschaft stellen, die ausgleichen und anpacken statt spalten und nur lamentieren. Der Glaube kann über Grenzen hinweg Verbindendes schaffen. Er gibt Halt, Kraft und Orientierung in dieser oftmals chaotischen Welt. Wir wollen die Menschen mit unserem Leitwort dazu einladen zu fragen: Was braucht es heute für morgen? Was ist das Stärkende, Tragende und Verbindende des christlichen Glaubens? Aber auch: Was müssen wir aus unserem reichen Schatz an Erfahrungen und wertvollen Traditionen stärken, damit sie heute Menschen in ihrer Existenz für morgen stärken.
In vielen deutschen Bistümern ist Diaspora längst Alltag. Wie reagiert das Bonifatiuswerk darauf?
Monsignore Georg Austen: Wir leben in Deutschland schon längst in einer Diasporasituation. Diaspora hat allerdings verschiedene Gesichter. Es gibt auch eine Glaubensdiaspora, wo Menschen in katholisch geprägten Regionen im Glaubensalltag allein sind. Wenn wir auf die katholische Kirche in Nordeuropa schauen, sehen wir, dass es eine internationale junge Migrationskirche mit vielfach wenig finanziellen Möglichkeiten gibt, die den Menschen trotz der Schwierigkeiten eine Beheimatung sowie Halt und Orientierung bietet. Dort finden Sie ermutigende Beispiele. Diaspora ist kein Schreckgespenst, sondern Wirklichkeit, der wir uns mit allen Herausforderungen zu stellen haben. Als Hilfswerk für den Glauben und die Solidarität ist das Bonifatiuswerk seit jeher herausgefordert, katholische Christen in ökumenischer Verbundenheit zu unterstützen. Wir möchten Zugänge zu den Inhalten des christlichen Glaubens schaffen, sodass Christen ihr religiöses Handeln vor sich selbst und anderen begründen können. Unser Anliegen ist es zu befähigen, im Dialog mit Andersdenkenden und -glaubenden sowie Nichtglaubenden den eigenen Glauben zur Sprache zu bringen. Und natürlich auch durch unser karitatives Handeln zum Gemeinwohl und zum gesellschaftlichen Miteinander beizutragen.
Und wie schaffen wir das?
Monsignore Georg Austen: Die entscheidende Frage ist doch: Was haben wir als Kirche dieser Welt als Mehrwert anzubieten? Wir bleiben oft beim zermürbenden „noch“ stehen. Wie viele kommen noch zur Kirche? Wie viele werden die Kirche noch verlassen? Was steht uns in Zukunft an Finanzen und hauptamtlichem Personal zur Verfügung? Die Zeichen sind deutlich und brauchen radikale, an die Wurzeln gehende Veränderungen. Aber bewegt euch mit dem nötigen Gottvertrauen. Ehrlich, weder zu perfekt noch zu bürokratisch oder zu verbürgerlicht. Geht hinaus zu den Menschen und zeigt draußen, was ihr drinnen glaubt. Dabei kommt es nicht auf die Anzahl an, sondern darauf, dass die Wenigen oder weniger Werdenden etwas Wertvolles zu sagen und aus dem Glauben heraus etwas für das Gemeinwohl in der Welt beizutragen haben. Das trägt uns und ist die Stärke aus dem gelebten Evangelium.
Wo finden wir mutmachende Beispiele, die neue und zeitgerechte Wege einschlagen?
Monsignore Georg Austen: Wir haben beispielsweise innovative und kreative Projekte mit dem bundesweiten Förderprogramm „Räume des Glaubens eröffnen“ in ganz Deutschland geschaffen. In diesen Projekten wurde sichtbar, wie Menschen auf beeindruckende Weise versuchen, die konkrete Lebenswelt von heute mit dem Evangelium zusammenzubringen. Von 2019 bis 2025 sind insgesamt 58 Projekte mit mehr als einer Million Euro in diesem Programm unterstützt sowie begleitet und evaluiert worden. Auch missionarische Personalstellen werden vom Bonifatiuswerk gefördert. Darüber hinaus ermöglichen wir jungen Menschen mit unserem Programm
„Praktikum im Norden“ eine besondere Zeit in Nordeuropa und im Baltikum. Sie arbeiten in kirchlichen Institutionen mit und lernen die unterschiedlichen Gesichter unserer Kirche kennen. Und dann natürlich der „Bonifatiuspreis für missionarisches Handeln in Deutschland“, den wir dieses Jahr zum achten Mal ausgeschrieben haben. Insgesamt gab es 227 Bewerbungen von engagierten Menschen, Initiativen und Gemeinden – ein Rekord. Die Menschen, die sich unter dem Leitwort „Kurs setzen – neue Horizonte entdecken“ beworben haben, zeigen, wie sie Wegbegleiter und Mutmacher werden, um die Botschaft des Evangeliums zeitgerecht weiterzutragen. Während unserer Diaspora-Aktionseröffnung am 9. November in Köln werden wir die Preisträger auszeichnen.
Welche Projekte werden mit der Diaspora-Aktion 2025 unterstützt und was ist das Beispielprojekt der Diaspora-Aktion 2025?
Monsignore Georg Austen: Dank unserer Spenderinnen und Spender können wir jährlich mehr als 1.000 Projekte in Deutschland, Nordeuropa und im Baltikum mit unseren verschiedenen Hilfsarten, der Bau-, Verkehrs-, Glaubens- und Kinder- und Jugendhilfe unterstützen. Die Solidarität ist in diesen Tagen in vielen Bereichen gefragt. Unser Beispielspendenprojekt für die Diaspora-Aktion 2025 ist „Klaras Küche“ im Hamburger Norden. Das ist wirklich eine Tafel für Leib und Seele. Alle Geschöpfe Gottes sind dort willkommen. Kopf und Herz des Projektes ist Schwester Klarissa Watermann OP. Menschen, die an den Rand unserer Gesellschaft gedrängt sind, bekommen dort Essen, Lebensmittel, Kleidung und erfahren Wertschätzung. 200 bis 250 Menschen werden von dem Team versorgt, das sich aus 100 ehrenamtlichen Helfern zusammensetzt. „Klaras Küche“ lebt von Geld- und Lebensmittelspenden. Wir als Bonifatiuswerk unterstützen die Einrichtung schon länger. Ihre Spende zum Diaspora-Sonntag hilft also, dass die Arbeit dort und in zahlreichen weiteren Projekten, die wir unterstützen, weitergeht.
Die Diaspora-Aktion wird am 9. November in Köln eröffnet. Am 16. November sammeln katholische Christinnen und Christen bundesweit für die Katholiken in Nord- und Ostdeutschland, in Nordeuropa und im Baltikum. Welches Zeichen geht davon aus?
Monsignore Georg Austen: Es ist ein Zeichen, dass die Weltkirche in ihrer Vielfältigkeit und Einheit die aktuellen Sorgen und Nöte der Menschen wahrnimmt und zusammenrückt. Es ist ein starkes Zeichen der Gemeinschaft im Glauben und im Handeln – gerade auch gegenüber Menschen, die in einer großen Vereinzelung oder in kleinen Gemeinden leben. Es ist wertvoll, dass wir entdecken, wie uns der Glaube Kraft geben kann, diese an viele Stellen brennende Welt mitgestalten zu können. Die Menschen in der Diaspora merken in diesen Tagen, dass sie nicht allein sind und dass wir verlässlich an ihrer Seite stehen. Ebenso ist es wichtig, dass wir miteinander und voneinander lernen, wie das Evangelium heute zeitgerecht in der Welt Gestalt gewinnt. Wir wünschen uns, dass uns viele Menschen am Diaspora-Sonntag ihre Solidarität mit den Christinnen und Christen in unseren Fördergebieten zeigen. Nur so können wir als Hilfswerk den Projekten in den Diaspora-Regionen weiterhin finanziell, ideell und in der verbindenden Gebetsgemeinschaft als Partner zur Seite stehen.
