29.10.2025
(London/si) - Survival International hat am Montag den Bericht „Am Limit: Unkontaktierte Völker im Kampf für Selbstbestimmung” in London vorgestellt – die erste umfassende und ausführliche Studie über in Isolation lebende Völker und Gruppen. Die Untersuchung bestätigt die Existenz von mindestens 196 unkontaktierten indigenen Völkern oder Gruppen – die Hälfte von ihnen könnte jedoch innerhalb von zehn Jahren ausgelöscht werden, wenn Unternehmen und Regierungen nicht handeln.
Der Bericht wurde während einer Pressekonferenz in London vorgestellt, bei der die indigenen Sprecher*innen Lucas Manchineri und Maipatxi Apurinã aus Brasilien sowie Herlin Odicio aus Peru, gemeinsam mit Caroline Pearce von Survival International und dem Schauspieler Richard Gere, ihre Stellungnahmen zum Bericht abgaben.
Der Bericht deckt versteckte Völkermorde auf, die im Amazonasgebiet, im Chaco-Wald Paraguays und in den Wäldern Asiens und des Pazifikraums stattfinden und warnt vor den Gefahren, denen unkontaktierte indigene Völker heutzutage ausgesetzt sind. Mehr als 96 % sind durch Rohstoffabbau bedroht: 65 % sind durch Holzeinschlag gefährdet, mehr als 40 % durch Bergbau und über 20 % durch die Agrarindustrie.
Richard Gere sagte während der Vorstellung des Berichts in London: „Wie lange noch werden wir in der industrialisierten Welt unkontaktierte Völker als bedauerlichen Kollateralschaden betrachten, während wir ihr Land für unsere Autos, unsere Häuser, unseren Energiebedarf, unseren Schmuck und unsere Unterhaltung plündern?”
Weitere wachsende Bedrohungen für ihr Überleben sind:
Der Bericht ruft Regierungen, Verbände und Unternehmen dringend dazu auf, die international anerkannten Rechte unkontaktierter Völker zu respektieren und ihre angestammten Gebiete zu schützen. Dann leben sie gut und erfolgreich.
Herlin Odicio, ein indigener Sprecher der Kakataibo aus Peru, sagte gestern: „Wir sind besorgt. Die kriminellen Aktivitäten in den Gebieten verletzen zunehmend die Rechte der indigenen Bevölkerung und führen zur Ermordung indigener Menschen, die diese Gebiete verteidigen.“
Der Bericht enthält zahlreiche persönliche Fallstudien, Fakten und Geschichten indigener Menschen, die über die verheerenden Folgen des Erstkontakts berichten und die daraus resultierenden Traumata offenlegen. Er zeigt auch, dass der Nicht-Kontakt eine aktive und bewusste Entscheidung dieser in Isolation lebenden Gesellschaften ist.
„Indigene Völker, die unkontaktiert leben, sind weder passiv noch unwissend. Sie wissen um die Existenz von Außenstehenden, entscheiden sich jedoch bewusst gegen einen Kontakt. Dabei werden sie von ihren indigenen Nachbar*innen ausdrücklich unterstützt“, betonte Caroline Pearce, Direktorin von Survival International.
Der Bericht belegt darüber hinaus, dass unkontaktierte Völker und Gruppen, wie die meisten indigenen Völker, einige der wichtigsten und artenreichsten Gebiete unseres Planeten bewohnen und pflegen. Sie spielen daher eine entscheidende Rolle bei der Abschwächung der negativen Auswirkungen des Klimawandels spielen. Im Vorfeld zur COP30 im brasilianischen Belém gewinnt diese Botschaft an Bedeutung: Der Schutz ihrer Gebiete ist eine unverzichtbare Voraussetzung, um die globale Klimakrise zu bewältigen.
