„Kirche in Not“ (ACN) stellt im Oktober neuen Bericht zur Religionsfreiheit vor

Ankündigung zum Gedenktag für Opfer religiöser Gewalt am 22. August

Marta Petrosillo, Chefredakteurin des Berichts „Religionsfreiheit weltweit 2025“. © Kirche in Not
Marta Petrosillo, Chefredakteurin des Berichts „Religionsfreiheit weltweit 2025“. © Kirche in Not

21.08.2025

 

(München/acn) - Das weltweite katholische Hilfswerk „Kirche in Not“ (ACN) wird am 21. Oktober den Bericht „Religionsfreiheit weltweit 2025“ vorstellen. Das Hilfswerk zeigt sich sehr besorgt angesichts zunehmender religiöser Gewalt und Verfolgung in vielen Teilen der Welt. Darunter leiden Angehörige aller Religionen, nicht nur Christen. „Kirche in Not“ unterstützt darum den von den Vereinten Nationen ausgerufenen „Internationalen Gedenktag an die Opfer von Gewalthandlungen aufgrund der Religion oder Weltanschauung“ am 22. August. Die Chefredakteurin von „Religionsfreiheit weltweit 2025“, die italienische Journalistin Marta Petrosillo, gibt im Interview einen Ausblick auf die Inhalte des Berichts und aktuelle Brennpunkte religiöser Gewalt.

 

Frau Petrosillo, für viele Europäer ist die Vorstellung eher fremd, aufgrund des Glaubens oder der Religionszugehörigkeit verfolgt zu werden …

 

Marta Petrosillo: Für hunderte Millionen Menschen weltweit ist religiöse Gewalt jedoch bittere Realität! Darum ist der Gedenktag an die Opfer am 22. August so wichtig. Die Verletzung der Religionsfreiheit verursacht großes Leid, auch wenn darüber wenig gesprochen oder berichtet wird.

 

Was sind die Hintergründe des Berichts „Religionsfreiheit weltweit“ von „Kirche in Not“?

 

Er erscheint seit 1999 alle zwei Jahre. Er dokumentiert Verletzungen der Religionsfreiheit in über 190 Ländern. Das Besondere daran ist: „Religionsfreiheit weltweit“ ist der einzige Bericht einer Nichtregierungsorganisation, der alle Länder und alle religiösen Gruppen in den Blick nimmt. Der Bericht ist ein Spiegel, der die Lage stets sachlich und objektiv bewertet. Wir geben für jeden beschriebenen Vorfall die Quellen klar an. Auch wenn es sich um heikle Themen handelt, können wir nicht zu religiöser Verfolgung schweigen.

Christen und Muslime in Pakistan bei einer Dialogveranstaltung gegen religiöse Gewalt (Archivbild). © Kirche in Not
Christen und Muslime in Pakistan bei einer Dialogveranstaltung gegen religiöse Gewalt (Archivbild). © Kirche in Not

 

 

Religiöser Extremismus nimmt zu

Die nächste Ausgabe erscheint im Oktober. Können Sie schon eine Einschätzung abgeben, ob sich die Lage im Blick auf die Religionsfreiheit verbessert oder verschlechtert hat?

In den vergangenen 26 Jahren, seit „Kirche in Not“ den Bericht herausgibt, hat sich die Lage tendenziell leider immer weiter verschlechtert. Wir gehen davon aus, dass dies auch in der nächsten Ausgabe der Fall sein wird, insbesondere in einigen Weltregionen.

Welche Regionen meinen Sie?

 

Stark verschlechtert hat sich die Lage in Afrika. In zahlreichen Ländern dort nimmt der religiöse Extremismus zu. Dschihadistische Gruppen verüben immer mehr Anschläge. Das gilt auch für Staaten, wo das Zusammenleben der Religionen in der Vergangenheit eigentlich gut funktioniert hat. Wir beobachten aber auch eine Verschärfung des ethnisch-religiösen Nationalismus in Asien. Der Nahe Osten bleibt eine sehr instabile Region, was auch Auswirkungen auf die Religionsfreiheit hat. Auch in Lateinamerika stellen wir immer mehr Verletzungen dieses Menschenrechts fest.

 

Das ist ein bedrückender Befund. Gibt es denn überhaupt Hoffnung?

Immer mehr Menschen und auch einige Regierungen sind immer mehr sensibilisiert, was religiöse Gewalt angeht. Staaten haben Sonderbeauftragte für Religionsfreiheit ernannt, es gibt immer mehr zivilgesellschaftliche Organisationen, die sich des Themas annehmen. Das könnte ein Wendepunkt im Hinblick auf Maßnahmen gegen Verletzungen der Religionsfreiheit bedeuten.

 

Auch in westlichen Ländern mehr Übergriffe

Gibt es auch Grund zur Sorge um die Religionsfreiheit in den westlichen Ländern?

In den vergangenen Jahren haben wir eine Zunahme von Übergriffen auf religiöse Gruppen, Vandalismus gegen Kirchen und erschreckend viele antisemitische und antiislamische Vorfälle erlebt. Darüber hinaus gibt es Bestrebungen, die Religion aus dem öffentlichen Leben zu verbannen. Wir sind auch besorgt über die mangelnde Achtung der Gewissensfreiheit von Menschen, die zum Beispiel im Gesundheitsbereich tätig sind.

Was können Menschen tun, die sich Sorgen machen um Religionsfreiheit und religiöse Verfolgung?

 

Das Erste ist: Informationen verbreiten und Familie, Freunde oder Kollegen sensibilisieren. Es ist ein großer Trost für die Betroffenen von religiöser Gewalt, wenn Menschen sich an sie erinnern und über sie sprechen. Das ist entscheidend, um die Situation zu ändern. Und ebenso wichtig ist auch das Gebet und die materielle Unterstützung. Wir sollten keine Gelegenheit versäumen, auf lokaler und nationaler Ebene die Stimme zu erheben für religiös Verfolgte. Religionsfreiheit ist ein Menschenrecht, aber auch eine gemeinsame Verantwortung.

Den bisherigen Bericht „Religionsfreiheit weltweit“ aus dem Jahr 2023 finden Sie unter: www.religionsfreiheit-weltweit.de.

Unterstützen Sie den Einsatz von „Kirche in Not“ für Betroffene religiöser Verfolgung mit Ihrer Spende – online unter www.spendenhut.de oder auf folgendes Konto:

Empfänger: KIRCHE IN NOT

LIGA Bank München

IBAN: DE63 7509 0300 0002 1520 02

 

BIC: GENODEF1M05