Aktion gegen fade E-Mails: Raus mit dem Floskel-Filz!

Stefan Häselis Kommunikationstipps: Mehr Nähe im Alltag

Foto: canva.com
Foto: canva.com

2.05.2025

 

Von wegen „schnell mal eine E-Mail schreiben“ – wer per Mail kommuniziert, hinterlässt dabei mehr als nur ein paar Buchstaben. Er oder sie hinterlässt eine kommunikative Visitenkarte. Und die sollte nicht nach Amtsstube, sondern nach Leben, Stil und Klarheit duften.

 

Der Büroalltag ist voll davon: E-Mails, die klingen, als wären sie mit einer Schreibmaschine von 1983 aufgesetzt worden. Es grüssen „freundlich“ Formulierungen wie „Bezüglich Ihrer Anfrage möchten wir Ihnen mitteilen, dass...“ oder das Klassiker-Ende: „Für Rückfragen stehe ich Ihnen jederzeit gerne zur Verfügung.“ Wer’s liest, gähnt. Wer’s schreibt, verpasst die Chance auf Wirkung.

Dabei geht es auch anders – und besser. Denn wer modern, engagiert oder auch nur halbwegs wach rüberkommen will, sollte sich von den abgelatschten Text-Sandalen verabschieden.

 

Floskeln raus, Klartext rein

Einfach mal das Offensichtliche streichen: Wenn Sie schreiben, «Wir möchten Ihnen mitteilen, dass unsere Geschäftszeiten geändert haben», dann tun Sie’s doch einfach…nämlich ‘mitteilen’. Der Satz „Unsere Geschäftszeiten haben sich geändert“ wirkt klarer, zeitgemässer – und spart obendrein überflüssige Wörter.

Auch ein „Bezüglich Ihrer Anfrage“ ist nichts weiter als ein schriftliches Schulterzucken. Besser: Direkt inhaltlich einsteigen. Heisst: statt „Sie erhalten unser Angebot bezüglich Ihres Anliegens“, reicht ein „Hier ist unser Angebot.“

Und das „Für Rückfragen stehen wir Ihnen gerne…“-Mantra? Wie wäre es stattdessen mit einem sympathischen: „Rufen Sie mich einfach an, wenn noch etwas offen ist.“ Oder: „Melden Sie sich gern, wenn wir noch etwas für Sie tun können.“

 

Autokorrektur: Der heimliche Saboteur

Und dann wäre da noch der Klassiker unter den unfreiwilligen Stilblüten: die automatische Rechtschreibkorrektur. Einmal nicht hingeschaut, schon wird aus dem harmlosen „Hose angezogen“ ein entflammtes „Hose angezündet“. Statt Rosenblüten entstehen Eisenbauten, aus der Computermarke Asus wird… nun ja, etwas deutlich Unappetitlicheres. Wem einmal „Duschgel“ durch „Durchfall“ ersetzt wurde, weiss: Ein zweiter Blick lohnt sich. Immer. Denn auch die eigenen Finger können ungenau arbeiten und «ich googel mal» ist nur eine kleine Verwechslung, das Auge des Lesers bleibt aber darauf haften.

 

Weniger Amt, mehr Mensch

Wer also mit E-Mails nicht nur informieren, sondern auch wirken möchte, braucht nur ein wenig mehr Aufmerksamkeit, etwas Mut zur Direktheit – und die Bereitschaft, den Sprach-Mief aus den Texten zu fegen.

Und weil ‘ehrerbietend mit vorzüglicher Hochachtung’ ja auch schon lange aus der Zeit gefallen ist, freu ich mich hier schlichtweg ‘auf ein baldiges Wiederlesen’.

 

 

Zum Autor

Foto: privat
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Stefan Häseli ist Experte für glaubwürdige Kommunikation, Keynote-Speaker, Moderator und Autor mehrerer Bücher. Als ausgebildeter Schauspieler mit jahrelanger Bühnenerfahrung schreibt er ganze Abendprogramme selbst. Dazu kommen Engagements in Kinofilmen, TV-Serien, TV-Werbespots und Schulungsfilmen. Er betreibt ein Trainingsunternehmen in der Schweiz. Häseli ist mehrfach international ausgezeichneter Redner und Trainer. Die Kommunikation in ihren unterschiedlichen Welten und die Details in der Sprache faszinieren ihn und prägten seinen beruflichen Werdegang. Er begeistert in seinen Fachartikeln und Kolumnen mit feinsinnigem Humor. https://stefan-haeseli.com/.

 

 

Sein aktuelles Buch «Praxisbuch Krisenkommunikation» das er mit Marco Cortesi, dem ehemaligen Mediensprecher der Stadtpolizei Zürich geschrieben hat, ist Mitte Februar 2025 im Wiley-Verlag erschienen

 

 


Autor: Stefan Häseli; zusammengestellt von Gert Holle - 2.05.2025