Die spannende Zeit der 1920er und 30er Jahre auf Juist: hervorragend recherchiert – packend erzählt

Die Schule am Meer

Foto: Kindler / Rowohlt
Foto: Kindler / Rowohlt

»Die Geschichte dieser Schule ist ein Füllhorn an Erlebtem, voller Hoffnung und Furcht, Freundschaft und Verrat, Inspiration und Scheitern an der Realität. Sie geschah vor beinahe 100 Jahren und könnte doch das Heute meinen.« Sandra Lüpkes

 

 1925: Ausgerechnet auf der rauen Nordseeinsel Juist gründet der Reformpädage Martin Luserke mit der jüdischen Lehrerin Anni Reiner ein Internat. Ihr Traum: Mädchen wie Jungen auf Augenhöhe ganzheitlich zu selbstständigen mündigen Menschen zu erziehen. Schüler und Lehrer meistern gemeinsam die harten Bedingungen des abgeschiedenen Insellebens, überleben den dramatischen Eiswinter 1929, spielen Streiche und kämpfen für das Fortdauern ihrer Schule am Meer. Doch als der Nationalsozialismus die Insel erreicht, beginnen der Juister Inselzusammenhalt und die eingeschworene Schulgemein-schaft zu zerbrechen.

 

Sandra Lüpkes erzählt aus mehreren Perspektiven die abenteuerlichen, alltäglichen und humorvollen Geschichten dieser Schule am Meer, die von 1925 bis 1934 die kulturelle Elite aus ganz Deutschland nach Juist zog. Die Autorin hat umfassend für diesen Roman recherchiert, um die Schicksale „so nah wie möglich an den wahren Begebenheiten zu erzählen“ (aus dem Nachwort). Zu ihren Quellen zählen das sogenannte „Logbuch“ des Schulleiters Luserke, weit über hundert Briefe von Anni Reiner an ihre älteste Tochter, Memoiren von ehemaligen Schülern sowie Gespräche mit der 88-jährigen Karin Reiner, der jüngsten Tochter, die heute im Tessin und bei Zürich lebt.

 

Beate Uhse war dort Internatsschülerin, Eduard Zuckmayer Musiklehrer und Alfred Döblins Kinder praktizierten hier das rituelle Tauchbad: in der „Schule am Meer“ auf Juist. Im gleichnamigen historischen Gesellschaftsroman (ET: 10. März 2020 bei Kindler/Rowohlt) erzählt Sandra Lüpkes die abenteuerlich-humorvollen und dramatischen Geschichten des reformpädagogischen Inselinternats während der Zeit von 1925 bis 1934 aus wechselnden Perspektiven mit vielen Nuancen.

 

Ausführliche Recherchen führten sie vorab auf die Nordseeinsel, nach Berlin und in die Schweiz zu den Nachfahren der jüdischen Romanfigur Anni Reiner, mit denen sie heute durch die Arbeit an den historischen und privaten Dokumenten freundschaftlich verbunden ist. Selbst als Tochter des Juister Inselpastors aufgewachsen, entdeckte die erfolgreiche Autorin mit der Schule am Meer die eigene Heimat neu: vom dramatischen Eiswinter 1929 über Strandgut und andere Inseltraditionen bis hin zu den nationalsozialistischen Bestrebungen, Juist „judenfrei“ zu machen.

 

 

 Sandra Lüpkes, geboren 1971, ist auf Juist als Tochter des Inselpastors aufgewachsen. Sie ist Autorin zahlreicher Romane, Sachbücher, Drehbücher und Erzählungen. Bei Rowohlt bislang erschienen: acht Küstenkrimis, der historische Roman »Die Inselvogtin« sowie die erfolgreiche Inselhotelreihe um Jannike Loog. Sandra Lüpkes lebt und arbeitet in Berlin.

 

Sandra Lüpkes

Die Schule am Meer

Roman

608 Seiten

Euro (D) 22,00 / Euro (AT) 22,70

ISBN: 978-3-463-40722-7

Kindler im Rowohlt Verlag

 

**************

Autor: Rowohlt; zusammengestellt von Gert Holle – 25.03.2020