„Goldene Blasen – Wenn der Traum vom Glanz uns die Augen trübt“

Neuer Song von Gert Holle thematisiert die Schattenseiten großer Versprechen

30.07.2025

 

(Nidda/Oberhessen/win) - Es beginnt immer ähnlich: Ein Projekt mit Versprechen. Ein Investor mit glänzender PowerPoint. Und eine lokale Politik, die unter Druck steht – finanziell, zeitlich, manchmal auch emotional. Wer will schon der Spielverderber sein, wenn alle nach vorne schauen wollen?

In Bad Salzhausen, einem Stadtteil von Nidda, erleben wir gerade so ein Szenario. Eine neue Therme mit Hotel soll den traditionsreichen Kurort aufblühen lassen. Der Investor, eine Unternehmensgruppe aus Stuttgart, präsentiert große Pläne: ein Hotel mit rund 100 Zimmern, ein neuer Bade- und Saunabereich, ein „Bademantelgang“ zum Kurhaus, Physiotherapie, Wellness, Gastronomie – und das alles bitte fertig zur Landesgartenschau 2027. Die Stadtverordneten haben zugestimmt. Die Zeit drängt. Das alte Hallenbad für Schulkinder ist schon dicht. Kulturförderung? Aktuell gestrichen. Dafür fließen Millionen in eine Vision.

 

Doch was bleibt, wenn die Bilder verblassen? Wenn Investoren weiterziehen und die Realität zurückbleibt – mit Schulden, leeren Hotels und Ruinen der Hoffnung?

Gert Holle hat einen Song zu einem ambitionierten Investorenprojekt in Nidda-Bad Salzhausen geschrieben. Foto: Renate Holle
Gert Holle hat einen Song zu einem ambitionierten Investorenprojekt in Nidda-Bad Salzhausen geschrieben. Foto: Renate Holle

 

 

Ein Lied als Spiegel – und Warnung

Der Liedermacher Gert Holle, ein Autor aus der Region, hat aus diesem Stoff einen Song gemacht: „Goldene Blasen“. Keine trockene Analyse, sondern ein musikalischer Traum – halb Satire, halb Albtraum. In poetischen und gleichzeitig messerscharfen Bildern erzählt das Lied, wie man sich blenden lässt, weil man zu sehr hoffen will. Weil’s schöner klingt, als es ist.

Der Song steht exemplarisch für viele solcher Projekte im Land: Da kommen große Ideen aus der Ferne, doch die Verantwortung bleibt lokal. Die Risiken auch.

Und die Bürgerinnen und Bürger? Werden oft spät einbezogen. Manchmal erst, wenn alles schon entschieden scheint. Der Druck ist groß – man will mithalten, modern sein, mitwachsen. Doch manchmal wäre Widerstand der klügere Schritt. Einspruch erheben ist kein Nein zum Fortschritt – sondern ein Ja zur Verantwortung.

 

Zwischen Ironie und Ernst: Musik mit Haltung

„Goldene Blasen“ ist kein reiner Protestsong. Er lädt zum Nachdenken ein, mit Witz und Melancholie. Und er gibt denen eine Stimme, die sich fragen: „Was tun wir da eigentlich – und für wen?“

 

Hören Sie selbst. Lesen Sie mit. Und sprechen Sie darüber – bevor wieder ein Schloss auf Sand gebaut wird.


🎶 Goldene Blasen

 

 

„Goldene Blasen“ - Ein Lied in vier Akten und einem Versprechen

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[1. Akt – Die Erscheinung]

Ich träumte im Schatten leerer Bahnen,

wo einst Kinder und Senioren schwammen.

Da tauchte auf – mit warmem Lächeln –

ein Mann, der Zukunft in die Luft versprühte.

Er trug Visionen, schön verpackt,

aus Broschüren und Modellen –

und sprach vom Schatz aus heißem Wasser,

als wär’s ein Quell für unser Seelenheil.

„Ich bau euch eine Wunderwelt,

aus Holz, aus Dampf, aus Gastronomie!

Ihr zahlt, ich lenke – und wenn’s nicht klappt,

dann war’s nur Fantasie.“

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[Refrain 1]

Und alle nicken, selig stumm,

wenn’s nur nach Aufbruch riecht und Sauna.

Wer braucht schon Sinn, real ein Bad?

wenn man auf schöne Bilder starrt?

Die Rechnung kommt – ganz ohne Glanz.

Doch zahlt am Ende… der, der nie gefragt.

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[2. Akt – Das Schweigen]

Im Rathaus funkeln neue Träume,

die Zahlen tanzen powerpointschön.

„Das hat doch irgendwo geklappt!“

Keiner fragt dann: Wo?, und lässt’s geschehen.

Man streicht Kultur, man spart am Leben,

doch für Visionen ist noch Platz.

Denn wer will denken, wer will fragen,

wenn er Hoffnung hat im Übermaß?

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[Refrain 2]

Und alle jubeln, voller Eile:

„Bis 2027 muss es stehen!“

Die Blumenschau, die wird’s schon richten,

obwohl sie nur siebent Monde geht.

Wer braucht schon Sinn, real ein Bad?

Wenn man auf schöne Bilder starrt.

Doch zahlt am Ende… der, der nie gefragt.

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[3. Akt – Die Hotel-Illusion]

Ein Haus mit hundert Zimmern wächst

aus Thermengrund – in der Kurallee.

Im Ort stehn schon drei Häuser leer –

doch dieses wird mit Glanz bedacht.

Ein Mantelgang zum Kurhotel,

das klingt nach Luxus und Genie.

Schulkinder plantschen nirgendwo -

ohne Lobby – Investitionsstrategie.

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[Refrain 3]

Und alle träumen von Touristen,

die den Kurort überfluten.

Vielleicht kommt einer mal im Juni,

verirrt sich zwischen Wellnessrouten.

Doch bis dahin baut man Träume –

mit Schulden – ohne Fundament.

Denn wer das schönste Schloss erfindet,

plant ohne Keller konsequent.

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[4. Akt – Der Abgesang]

Dann ist er weg, der Mann mit Glanz,

die Messe ist gelesen, rumms.

Ein Schild verspricht: „Hier wächst was Großes“,

doch keiner weiß mehr was.

Die Fenster blind, das Wasser fehlt,

das Unkraut sprießt, der Traum verblasst.

Man hört noch leise Stimmen sagen:

„Das war doch alles nur ein Spaß.“

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[Schlussrefrain]

Und alle träumen von Touristen,

die den Wandel sicher bringen.

Doch was in bunten Plänen glänzt,

wird selten Wirklichkeit durchs Singen.

Denn wo man Schlösser baut auf Sand,

und Zweifel still im Schrank versteckt –

da bleiben am Ende viele Fragen

zu dem, was keiner je verstand.

 

 

(Gert Holle – 29.07.2025)


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