3. bis 8. Oktober 2025 jeweils 19.00 Uhr Herbstfilmtage im original erhaltenen Stasi-Kinosaal der Gedenkstätte Museum in der "Runden Ecke"

2.10.2025

 

(Leipzig/re) - Vor 35 Jahren endete die viele Jahrzehnte andauernde Deutsche Teilung. Inzwischen gerät zunehmend in Vergessenheit, welches Leid und Unrecht die kommunistische Diktatur in der DDR über die Menschen gebracht hat. Die SED hatte 17 Millionen Menschen in ihrem eigenen Land eingesperrt. Wer das Land dennoch verlassen wollte wurde mit Repressalien, Haft und Tod bedroht.

Die diesjährigen Herbstfilmtage der Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“ in Erinnerung an die Friedliche Revolution gegen die SED-Diktatur und die Deutsche Wiedervereinigung widmen sich thematisch dieser Zeit bis zum Fall der Mauer und des Eisernen Vorhangs. Die Filme erzählen bewegende Fluchtgeschichten aus der DDR – manche sind gelungen andere endeten tödlich. Allein aus der Stadt Leipzig kamen fast 30 Menschen an der innerdeutschen Grenze und am Eisernen Vorhang ums Leben.

 

Der original erhaltene ehemaligen Stasi-Kinosaal ist ein zentraler Ort der Erinnerung an das Unrecht in der DDR sowie ein zentraler Bestandteil der Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“ und muss es auch bei der Umgestaltung des Areals bleiben!

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„Herbst-Filmtage“ der Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“ vom 3. bis 8. Oktober

Die „Herbst-Filmtage“ der Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“ zeigen im Kinosaal der ehemaligen Leipziger Bezirksverwaltung für Staatssicherheit Filme, die sich mit der SED-Diktatur der DDR, der Friedlichen Revolution und der Deutschen Einheit sowie dem nachfolgenden Transformationsprozess befassen. Gerade in Zeiten, in denen totalitäre und antidemokratische Ideen wieder stärkere gesellschaftliche Akzeptanz erlangen, können Besucher für die mit der Friedlichen Revolution wiedererrungenen Werte – Freiheit, Demokratie und Rechtsstaatlichkeit – sensibilisiert werden.

In diesem Jahr feiern wir den 35. Jahrestag der Wiedervereinigung. Aus diesem Anlass wollen wir mit der Auswahl der Filme verdeutlichen, wie groß die Sehnsucht nach Freiheit der hinter Mauer und Stacheldraht lebenden Menschen war, die sogar ihr Leben riskierten, um der SED-Diktatur zu entkommen. Dass diese Filme am authentischen Ort, im ehemaligen Stasi-Kinosaal gezeigt werden, macht die Abende besonders eindrucksvoll.

Aufarbeitung des SED-Unrechts am authentischen Ort: Veranstaltungen im Stasi-Kinosaal

Veranstaltungsort ist der ehemalige Stasi-Kinosaal, in dem auch die Ausstellung „Leipzig auf dem Weg zur Friedlichen Revolution“ gezeigt wird. Der Saal ist ein original erhaltenes Relikt der SED-Diktatur und damit ein Stück Zeitgeschichte. In dem repräsentativen Saal fanden vielfältige Veranstaltungen der Staatssicherheit statt, darunter offizielle Feiern anlässlich wichtiger Jahrestage, Schulungen und Dienstbesprechungen. Anlässlich des 40. Jahrestags der DDR ließ die Bezirksverwaltung den Kinosaal komplett renovieren und eine neue Bestuhlung anschaffen. Der Kinosaal steht heute unter Denkmalschutz und wird als authentischer Ort von der Gedenkstätte für Geschichtsvermittlung, politische Bildung und aktuelle Debatten genutzt. In diesem Raum wurde bis 1989 nicht nur das freie Wort bekämpft, sondern den Stasi-Offizieren auch Anleitung gegeben für ihr zerstörerisches Wirken gegen Menschen, die anderer Meinung waren oder einfach nur in Freiheit leben wollten.

Dieser original erhaltene Saal ist ein Ort der Erinnerung an das Unrecht in der DDR, das, je länger es her ist, umso dringlicher wachgehalten werden muss. Der Kinosaal ist ein zentraler Bestandteil der Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“ und muss es auch bei der Umgestaltung des Areals bleiben!

Das komplette Programm der „Herbst-Filmtage“ der Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“

Insgesamt werden an den sechs Abenden acht verschiedene Filme präsentiert. Der Eintritt zu den Filmvorführungen ist an allen Abenden frei.

Die Filmreihe findet mit Unterstützung der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur statt.

Freitag, 3.10.2025, 19.00 Uhr: „Der Ballon“

Am Nationalfeiertag beginnt die Filmreihe mit einem spannenden Spielfilm über eine der spektakulärsten Fluchtgeschichten. Der Film nach einer wahren Begebenheit von Regisseur Michael Bully Herbig zeigt, wie die Familien Strelzyk und Wetzel im Sommer 1979 mit einem selbst gebauten Heißluftballon von Thüringen aus der DDR nach Westdeutschland fliehen wollen. Nachdem der erste Versuch scheitert und die Stasi die Ermittlungen aufnimmt, gelingt unter großem Druck der zweite Versuch über die innerdeutsche Grenze aus der SED-Diktatur in den Westen.

Samstag, 4.10.2025, 19.00 Uhr: „Die Familie“

Der Film von Stefan Weinert ist ein schmerzhafter und doch unermesslich wichtiger Einblick in die jüngste deutsch-deutsche Geschichte. Der Sohn eines Mannes, der bei einem Fluchtversuch erschossen wurde und weitere Angehörige kommen zu Wort. Hinterbliebene sind bei Unrechtstaten ebenfalls Opfer. Auch mehr als ein Vierteljahrhundert nach ihrem Verlust leiden sie noch immer an dem Trauma. Die verschiedenen Ebenen, auf denen Zeugnis abgelegt wird, machen den Film erschütternd. Die Aussagen der betroffenen Familienmitglieder werden kontrastiert mit den entsprechenden Formulierungen in den Stasi-Akten. Am Höhepunkt des Filmes steht ein erstaunlicher Dialog: eine Begegnung von einem Todesschützen mit dem Sohn seines Opfers.

Sonntag, 5.10.2025, 19.00 Uhr: „Zug in die Freiheit“

Im Doku-Drama werden historische Ereignisse, die den Weg zur deutschen Einheit maßgeblich mitgeprägt haben, rekonstruiert. Fast 4000 Menschen drängen sich im Garten der deutschen Botschaft und warten auf die Nachricht von Hans Dietrich Genscher. Im Mittelpunkt des Filmes stehen die Menschen, die in den Zügen saßen und hofften, dass ihre Ausreise nicht doch noch vorzeitig gestoppt wird. Archivmaterial und aufwändig rekonstruierte nachgestellte Szenen ergänzen die Erzählungen der Zeitzeugen, so dass sich ein drastisches packendes Gesamtbild der damaligen Ereignisse ergibt.

Montag, 6.10.2025, 19.00 Uhr: „Die jüngsten Opfer der Berliner Mauer“ und “Das kurze Leben des Chris Gueffroy“

Am Montag werden gleich zwei von der Stiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur geförderte Dokumentarfilme gezeigt. Beide Filme dokumentieren die tragischen Schicksale jugendlicher, zum Teil minderjähriger Flüchtlinge, die das Grenzregime der SED-Diktatur an der innerdeutschen Grenze rücksichtslos ermordete. Die Todesfälle wurden vertuscht. Chris Gueffroy war im April 1989 das letzte Opfer des DDR-Regimes an der Berliner Mauer.

Dienstag, 7.10.2025, 19.00 Uhr: „Tunnel zur Freiheit“

Das einzigartige Filmmaterial zeigt die spektakuläre Flucht von 29 Menschen aus der DDR durch einen 129 Meter langen Tunnelunter unter der Berliner Mauer, den Westberliner Studenten, darunter zwei Italiener, in mühevoller Kleinarbeit unter ständiger Angst gebaut hatten. Sie setzten ihr Leben aufs Spiel – für Freunde, Verwandte, Geliebte und politische Ideale. Weil ihnen das Geld ausgeht, verkaufen sie die Filmrechte an der Geschichte exklusiv an die NBC, so dass eine Kamera hautnah bei der Flucht dabei ist. Bilder, die wenige Tage nach der Kubakrise um die Welt gingen.

Mittwoch, 8.10.2025, 19.00 Uhr: „Nach drüben – Oststars wechseln die Seiten“ und „Tod dem Verräter – Der Fall Lutz Eigendorf“

Flucht und Ausreise spiegelten die politischen Verhältnisse der DDR, sie waren Indizien für eine andauernde Sehnsucht nach Freiheit und Mündigkeit. Eine Signalwirkung besaß dabei der Weggang prominenter Künstler wie Veronika Fischer oder Reiner Schöne oder der kollektive Ausreiseantrag der Gruppe Dietrich Kesslers. Auch die Geschichte der Gruppe Renft sowie die Ausbürgerung von Wolf Biermann und Nina Hagen greift der von der Stiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur geförderte Film auf.

Der talentierte Ost-Berliner Fußballspieler Lutz Eigendorf nutzte 1979 ein Freundschaftsspiel, um zu fliehen und im West zu bleiben. Die Stasi wurde auf ihn angesetzt und 1983 verunglückte er tödlich. Sein Tod gibt bis heute Rätsel auf, dem der Regisseur Heribert Schwan in diesem Dokumentarfilm nachgeht: Unfall oder Stasi-Mord?