2.09.2025
(Naumburg/tpr) – Saale-Unstrut ist nicht nur Weinbauregion, sondern auch eine der bedeutendsten Kulturlandschaften Mitteldeutschlands. Einmalig sind die Dichte und Vielfalt sakraler Bauten aus dem Hochmittelalter. Die authentischen und oftmals hervorragend erhaltenen Orte entführen Besucher in die faszinierende Welt einer europäischen Hochkultur. Ein nichtalltägliches Urlaubserlebnis.
Klöster spielten in der Kulturgeschichte des Abendlandes über Jahrhunderte eine entscheidende Rolle. Sie waren mehr als spirituelle und karitative Zentren. Es waren auch Orte der Bildung, Wissenschaft, Medizin und Wirtschaft. So auch in Saale-Unstrut, wo Dutzende geistliche Einrichtungen Landschaft und Kultur entscheidend geprägt haben, unter anderem den Weinbau. Die Reformation bedeutete für die meisten Klöster das Aus. Luther stellte das klösterliche Leben in Frage. Die Begehrlichkeiten der Fürsten und Städte nach den Bauten, Ländereien und Kunstschätzen der Klöster taten ihr Übriges. Selbst in Memleben, das als Kaiserpfalz und prächtige Reichsabtei in die Weltgeschichte einging, führten diese Entwicklungen zur Auflösung des Klosters.
Geblieben ist ein deutschlandweit einzigartiges Mosaik bedeutender Kulturstätten. In Schulpforte erinnern die Bauten des einstigen Zisterzienserklosters noch am deutlichsten an das frühere klösterliche Leben. Auch Kloster Memleben ist ein beredtes Zeugnis davon. Andernorts stehen ehemalige Klosteranlagen wie Kloster Posa in Zeitz oder Kloster St. Claren in Weißenfels vor der Aufgabe, eine neue Rolle in der Gegenwart zu finden – zum Beispiel als Kulturorte für Konzerte, Lesungen, Filmnächte, Workshops und mehr. In Goseck, Zscheiplitz, Stadtroda und Thalbürgel sind es die Klosterkirchen, die erhalten geblieben sind und von längst vergangenen Zeiten erzählen. Auch wertvolle Buchbestände, archäologischen Artefakte und sakrale Kunst überdauerten mancherorts. Für Interessierte ist es ein Erlebnis, zwischen diesen Relikten die Spuren einer kulturellen Blütezeit zu entdecken.
In authentisches Klosterleben entführt das Augustiner-Chorherrenstift Petersberg bei Halle, wo heute Mönche und Nonnen der Communität Christusbruderschaft Selbitz leben. Besucher können an Führungen sowie regelmäßigen Gebetsstunden und Gottesdiensten teilnehmen und sogar eine mehrtägige Einkehrzeit erleben.
Memleben: Auf den Spuren der Ottonen
Ein Streifzug durch die Welt der verschwundenen Klöster in Saale-Unstrut könnte in Memleben beginnen. Der Ort ist eng verbunden mit der ottonischen Reichsgeschichte. König Heinrich I. und Kaiser Otto der Große starben hier. Und das Herz Ottos ruht immer noch immer in der ehemaligen Kaiserpfalz.
Beim Betreten stehen Besucher vor einer eindrucksvollen Kirchenruine aus dem 13. Jahrhundert. Ein besonderer Schatz verbirgt sich darunter: eine nahezu im Originalzustand erhaltene spätromanische Krypta. Überreste einer Monumentalkirche aus dem 10. Jahrhundert zeugen von der politischen und geistlichen Bedeutung Memlebens in ottonischer Zeit. Beim 3D-Klosterrundgang mit Tablet können Besucher die Zeit rückwärts drehen und das Kloster in altem Glanz erleben.
Im ehemaligen Wohnbereich der Mönche erzählt die Dauerausstellung „WISSEN+MACHT. Der heilige Benedikt und die Ottonen“ mit seltenen Originalen vom faszinierenden Zusammenspiel von Religion und Politik sowie dem Einfluss der Klöster auf die Entwicklung der Kulturlandschaft an Saale und Unstrut. Gäste können zudem in Ferienzimmern in der Klosteranlage übernachten, im idyllischen Klostergarten verweilen und an regelmäßigen Gottesdiensten teilnehmen. Einmal im Jahr besuchen Benediktinermönche das historische Kloster Memleben und bringen benediktinischen Geist zurück in die imposanten Mauern.
Höhepunkte
im Herbst:
→ 20. September:
Klosterfest im Kloster Memleben mit regionalem Handwerk, historischen Gewerken, ganztägiger musikalischer Begleitung, Kräuterwanderung, Puppenspiel, Lesung, Vorführungen zur
Naturkosmetikherstellung und Marmeladenwettbewerb
→ Anfang Oktober: Weinbauseminar im historischen Klosterweinberg
Schulpforte: Wasser, Wein und gotische Baukunst
Von der faszinierenden Transformation eines ehemals bedeutenden Klosters in eine bis heute bedeutende weltliche Einrichtung erzählt Schulpforta bei Naumburg (Saale). Das Zisterzienserkloster St. Marien zur Pforte wurde an dieser Stelle im Jahr 1137 gegründet. Die Mönche waren bekannt als Meister des Wein-, Obst- und Landschaftsbaus. So legten sie unter anderem die Kleine Saale, einen künstlichen Wasserlauf, an. 1543 wurde ihr Kloster aufgelöst und in den historischen Gebäuden eine Fürstenschule eröffnet. Heute ist hier die Landesschule Pforta für Begabtenförderung zuhause. Im Jahr 2024 erhielt Schulpforte das Europäische Kulturerbe-Siegel, denn noch immer ist die Einheit aus Glaube, Architektur, Natur und menschlicher Landschaftsgestaltung, welche die Klosterlandschaft im Mittelalter ausmachte, in einzigartiger Weise erkennbar.
Im Rahmen von thematischen Führungen erleben Gäste die Klosterkirche aus dem 13. Jahrhundert, den Kreuzgang, die Abtskapelle und das Mühlenensemble. Per Audioguide und Schautafeln können Interessierte die Geschichte des Hauses auch individuell erkunden.
Höhepunkte
im Herbst:
→ 13. September:
Pfortenser Herbstmarkt mit Wein, Kulinarik, Kunsthandwerk und Mitmachstationen.
→ 26. Oktober: Geführte Wanderung „Die Zisterzienser – Meister des Wasserbaus an der Saale“ (Infos unter www.stiftung-schulpforta.de)
Wandern und Radfahren auf Klosterpfaden
Kultur- und Naturerlebnis gehen in Saale-Unstrut oft Hand in Hand. Und auch Streifzüge durch die Welt der mittelalterlichen Sakralbauten lassen sich in der Region zu Fuß oder mit dem Fahrrad verbinden.
Landschaftliche Vielfalt und beeindruckende Baukunst zeigt der Weg der Zisterzienser. Er führt auf über 6000 Kilometern quer durch sechs europäische Länder und verbindet 17 Klöster des Zisterzienserordens. Mehrtägige Etappen führen unter anderem durch Thüringen mit dem Kloster Pforta als Ziel oder Start.
Für Wanderer empfiehlt sich auch der knapp 32 Kilometer lange Rundweg zum Trias-Tor mit Start und Ziel am Kloster Memleben. Charmante Dorfkirchen und die beeindruckende Klosterkirche Thalbürgel finden Kulturinteressierte entlang des knapp 14 Kilometer langen
Kirchenradwegs Jena-Thalbürgel.
Die schönsten Möglichkeiten, die sakralen Schätze von Saale-Unstrut auf eigene Faust zu entdecken zeigt das offizielle Tourismusportal der Region unter www.saale-unstrut-tourismus.de/region/highlights/mittelalter-erleben.