Kuren für Mütter werden so dringend benötigt wie nie zuvor

Evangelisches Kurzentrum Gode Tied wird 50

„Rücken-Fit“ in einer Mutter-Kind-Kur in Büsum. Foto: Gode Tied
„Rücken-Fit“ in einer Mutter-Kind-Kur in Büsum. Foto: Gode Tied

7.05.2025

 

Das Evangelische Kurzentrum Gode Tied in Büsum wird 50 Jahre alt. Tausende Frauen und ihre Kinder haben sich seit der ersten Kur im Jahr 1975 in einer Mutter-Kind-Kur oder Mütterkur von den Mehrfachbelastungen des Familienalltags erholt und neue Kraft getankt. Die Einrichtung gehört zur Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland (Nordkirche) und ist anerkannte Klinik des Müttergenesungswerks.

 

(Büsum/ip) - Im September 1975 begann im neu gebauten Haus „Gode Tied“ an der Nordsee die erste Kur für Mütter mit ihren Kindern, damals noch vier Wochen lang. Das Frauenwerk der Landeskirche in Schleswig-Holstein mit der Leiterin Pastorin Annemarie Grosch war maßgeblich an der Gründung beteiligt. Investition damals: 10 Millionen Mark, die Hälfte kam als Zuschuss vom Bund, um Arbeitsplätze an der Westküste zu schaffen. Von Anfang an war die Einrichtung Gode Tied anerkannte Klinik des Müttergenesungswerks. 

Mit Bewegung und Entspannung Krankheit verhindern 

Seitdem konnten sich etwa 24.000 Mütter mit geschätzt 70.000 Kinder in einer Auszeit am Meer im Evangelischen Kurzentrum in Büsum erholen. Ziel der Kur ist es, individuelle Wege zu finden, mit den immer stärkeren Mehrfachbelastungen des Familienalltags umzugehen und Erkrankungen zu vermeiden. Ein Team aus Psychologinnen, Ärztinnen, Physiotherapeuten, Sozialpädagoginnen und anderen Professionen unterstützt die Frauen dabei. Bewegung und Entspannung sind ebenso wichtig wie Gespräche, Beratungen, Austausch mit anderen Müttern und Zeit für sich selbst. Ihre Kinder sind in dieser Zeit betreut. Einer der Schwerpunkte der Einrichtung ist Trauerbewältigung, es gibt in der Einrichtung auch das Angebot der Trauerbegleitung für Kinder. 

Lange Wartezeit trotz hoher Belastung 

Laut Müttergenesungswerk sind 24 Prozent der Mütter in Deutschland so belastet, dass sie eine Kur benötigen. Auf einen der jährlich 600 Plätze in Gode Tied warten Mütter, die aus ganz Deutschland kommen, in der Regel über ein Jahr. 

„Es sind immer noch häufig Frauen, die die Hauptlast in der Familie tragen“, sagt Katrin Schmidt, Geschäftsführerin von Gode Tied. „In den Siebziger und frühen Achtziger Jahre  waren Mütter, die eine Kur brauchten, beispielsweise erschöpft, weil die Familie ein Haus in viel Eigenleistung gebaut hat.“ Heute sind Frauen überwiegend berufstätig. „Alle Mütter, die zu uns kommen, haben eines gemeinsam: Die sehr hohe Erschöpfung, in den allermeisten Fällen intensiviert durch die Mehrfachbelastung in Familie, Haushalt, Beruf oder immer häufiger zu pflegende Angehörige. Viele Mütter kommen mit schweren zusätzlichen Problemen wie chronischen Erkrankungen, psychischen Auffälligkeiten oder auch belastenden Lebensumständen zu uns. Auch die Kinder sind häufiger belastet“, so Katrin Schmidt. 

In Deutschland stehen viel zu wenig Kurplätze zur Verfügung“, kritisiert sie. Durch die lange Wartezeit verschärfen sich gesundheitliche Probleme. Da viele Reha-Einrichtungen keine Kinder aufnähmen, beantragen Mütter mit schweren Erkrankungen oft trotzdem eine Mutter-Kind-Kur, da es ansonsten keine Betreuung der Kinder gibt.

Beteiligung an Demonstration für Mütter

Um auf die schwierige Situation vieler Mütter aufmerksam zu machen und um eine bessere Gesundheitsversorgung von Frauen zu fordern, beteiligt sich Gode Tied im Jubiläumsjahr an der Aktion 100.000 Mütter vor das Brandenburger Tor am 10. Mai in Berlin.   

Hintergrund: Gode Tied

600 Kurplätze pro Jahr stehen im Evangelischen Kurzentrum Gode Tied in Büsum Müttern und ihren mitreisenden Kindern zur Verfügung. Jeweils 40 Frauen verbringen drei Wochen in der Einrichtung, in 15 Durchgängen pro Jahr. Seit der letzten Grundsanierung in den Jahren 2018-2020 ist die Einrichtung weitgehend barrierefrei, alle Appartements haben eigene Kindezimmer und einen Balkon oder eine Terrasse. Mehr als 60 Mitarbeitende sind ganzjährig im Kurzentrum beschäftigt, die meisten davon in Teilzeit. 

Pastorin Annemarie Grosch, Leiterin des damaligen Frauenwerk der Landeskirche in Schleswig-Holstein, setzte sich Anfang der 1970er Jahre dafür ein, in der gesunden Luft der Nordseeküste ein Kurheim für erschöpfte Mütter zu errichten. Grundsteinlegung war im Sommer 1974. Gode Tied ist heute die letzte verbliebene Einrichtung für Mutter-Kind-Kuren der Nordkirche und gehört zum Hauptbereich Generationen und Geschlechter. Trägerin der Landesgeschäftsstelle für die Ev. Müttergenesung im Einzugsgebiet der Nordkirche ist das Frauenwerk der Nordkirche. Mehr Infos: www.godetied.com