Kunst als Impuls für Hoffnung und mehr Miteinander

Vernissage der Ausstellungsreihe Sendschreiben jetzt

 

18.06.2025

 

Mit einem Abendlob ist der saarlandweite Ausstellungszyklus „SEND | schreiben | JETZT“ des Künstlers Uwe Appold in Merzig gestartet.

 

Von Ute Kirch

 

(Merzig/uk) – Mit einem Abendlob und einem Empfang ist am vergangenen Sonntag der saarlandweite Ausstellungszyklus „SEND | schreiben | JETZT“ des Künstlers Uwe Appold in der Kirche St. Peter in Merzig eröffnet worden. Bis zum 12. Oktober sind an sieben Orten im Saarland insgesamt 89 teils großformatige Bilder des Künstlers zu verschiedenen Themenkomplexen – wie Würde, Zuversicht, Liebe, Zukunft, Migration, Krieg – ausgestellt (s. Info unten). Begleitet wird die Ausstellungsreihe von zahlreichen Veranstaltungen, darunter eine Radtour, Führungen, Mal-Workshops, Lesungen und Konzerte. An der Eröffnung nahmen neben Künstler Uwe Appold und seiner Frau Marliese auch die saarländische Umweltministerin Petra Berg, Merzigs Oberbürgermeister Marcus Hoffeld, der Trierer Generalvikar Ulrich von Plettenberg sowie die Schirmherrin, die Vizepräsidentin des Saar-Landtags, Dagmar Heib teil.

„Was mich von Anfang an bewegte, war die Trias: Kirche, Gesellschaft und Politik. Diese brauchen wir, um die anstehenden Fragen der Zeit angehen zu können“, sagte Appold. Thematisch habe er den Bogen bewusst weit gespannt und vom Hospiz bis zur Kirche der Jugend in Saarbrücken Orte gewählt, die weite Teile der Gesellschaft umfassen. „Mich haben die Gespräche mit Uwe Appold sehr bewegt. Die Begriffe Hoffnung, Vertrauen, einander Zuhören prägen diese Aktion“, sagte Heib. An allen Ausstellungsorten seien Impulse für mehr Miteinander entstanden. „Macht euch gemeinsam auf den Weg: Zusammenleben in Achtung, Zärtlichkeit und Menschlichkeit. Das brauchen wir heute mehr denn je“, appellierte sie.

 

Hoffnung, die nicht die Augen vor der Wirklichkeit verschließt

 

In seiner Predigt schlug Pirmin Spiegel (Hilfswerk Misereor Aachen) die Brücke zwischen der Entstehungszeit der sieben Sendschreiben aus der Offenbarung des Johannes (95 n. Chr.) und dem Heute. Mit den Briefen ermahnte und ermutigte der Verfasser die frühchristlichen Gemeinden in der römischen Provinz Asia in der heutigen Türkei: „Stellt euch den Bedrohungen entgegen“, heiße es in den Sendschreiben, so Spiegel. Bangten die frühen Christen um den Fortbestand ihrer Gemeinschaft, stehe die Welt heute vor Vielfachkrisen: Kriege auf allen Kontinenten und irreversiblen klimatischen Veränderungen. „Es scheint, als ob wir uns in einem Tunnel befinden.“ Doch gebe es gleichzeitig Hoffnung. „Diese Hoffnung ist nicht totzukriegen. Sie scheint einem dem Leben innewohnende Energie zu sein“, sagte Spiegel. „Ich wünsche euch eine Hoffnung, die die Augen nicht vor der Wirklichkeit verschließt.“

 

„Sekt und Smalltalk“ lautete das Motto nach dem Abendlob, das vom Chor Chorios musikalisch gestaltet wurde. Unter der Moderation von Dekan Patrik Schmidt und Philipp Kirsch vom Leitungsteam des Pastoralen Raums Merzig sprachen Umweltministerin Petra Berg, Merzigs Oberbürgermeister Marcus Hoffeld und Generalvikar Ulrich von Plettenberg über Herausforderungen und Hoffnungen angesichts der vielen offenen Fragen für die Stadt Merzig, das Saarland und die katholische Kirche. Hoffeld nannte vor allem die Herausforderungen durch Finanznot und Klimawandel. Doch auch die weltweiten Konflikte bereiteten ihm Sorge: „Ich hoffe sehr, dass diese Konflikte nicht zu uns überschwappen. Diese Gefahr sehe ich.“ Ministerin Berg nannte die Transformation des Industrielands Saarland als eine Herausforderung: „Die Stahl-Industrie soll grün werden. Das kostet viel Geld, aber ist alternativlos.“ Finanzielle Sorgen, Klimakrise und Transformation seien auch die drei großen Herausforderungen der Kirche, sagte Generalvikar von Plettenberg. „Wir werden kleiner und werden gesellschaftlich an Bedeutung verlieren.“ Weniger Finanzen bedeuteten auch weniger Möglichkeiten. „Aber wir haben nach wie vor eine Rolle für die Gesellschaft, denn die Botschaft von Liebe, Glaube und Vertrauen ist zutiefst christlich.“ Dennoch zeigten sich die drei hoffnungsvoll mit Blick auf die Zukunft: „Auch andere Generationen hatten Herausforderungen. Wir müssen mutig vorangehen, anpacken und vor allem friedlich miteinander umgehen“, mahnte Hoffeld. Kirchen seien Orte, an denen Menschen Hoffnung bekämen, sagte Berg. „In Kirche können sie sich einbringen und ihre Sorgen ablegen. Kirche übernimmt Verantwortung für Kranke, Schwache, die Umwelt und die Gesellschaft. Wir müssen Kirche unbedingt stärken, sie hält die Gesellschaft stabil.“ Auch von Plettenberg appellierte daran, an die Hoffnung zu glauben: „Ich möchte alle ermutigen, nicht zu vergessen, positiv zu denken und dankbar zu sein auch für die kleinen Dinge im Alltag. Mein Glaube und mein Gottvertrauen geben mir Hoffnung.” Zuversichtlich machten ihn auch seine Begegnungen mit Jugendlichen, die sich ihrer Verantwortung für das Morgen bewusst seien. 

 

Die Ausstellungsorte im Überblick:

 St. Peter, 66663 Merzig, Propsteistraße 1: Zu sehen sind sieben Sendschreiben aus dem Zyklus zur Offenbarung des Johannes. Sie stehen im Dialog mit modernen Sendschreiben.

 

Ambulantes Hospiz- und Palliativberatungszentrum, 66701 Beckingen, Bergstraße 40: Grundlage der 20 ausgestellten Bilder sind Gedichte aus dem Mittelalter bis in die Gegenwart. Es geht dabei um die Themen Verlangsamung, Abschied, Sterben.

 

Marienhaus-Klinikum St. Elisabeth, 66740 Saarlouis, Kapuzinerstraße: Aus dem Buch „Flehen und Fluchen“ das Uwe Appold zusammen mit dem Theologen Klaus Schwarzwäller realisierte, ist eine Gruppe von Psalmbildern zu sehen.

 

Versöhnungskirche, 66333 Völklingen: Poststraße 48: Von 1999 - 2013 malte Uwe Appold an seinem Zyklus „shir: das Hohelied“ mit 36 Bildern. Die Bilder wurden bisher nur einmal in Trier zur Bischofskonferenz gezeigt.

 

St. Eligius, 66333 Völklingen, Rathausstraße 22: Sieben Bilder zu den Ich-bin-Worten, mit denen Jesus sein messianisches Sendungsbewusstsein offenbart.

 

Johannes-Foyer, 66111 Saarbrücken, Ursulinenstraße 67: Bilderzyklus Linie, Schatten, Farbe zu den Tagebüchern von Dag Hammarskjöld, dem ehemaligen UNO-Generalsekretär, der durch seine Friedensarbeit in Erinnerung geblieben ist.

 

Kirche der Jugend eli.ja, 66121 Saarbrücken, Hellwigstraße 15: In der Jugendkirche sind drei aktuelle Bilderzyklen zu sehen, zwei von ihnen werden erstmalig ausgestellt. „Kiew/Kyjiw an Tagen in Bern“ (2022), „Widerspruch der Halbschatten“ (2022/23) mit gemalten Reaktionen auf wiederholte atomare Bedrohungen und „Unbehausungen“ (2023/24) zum Thema Migration. Die drei Zyklen stehen im Dialog mit Arbeiten von Jugendlichen aus der Ukraine und aus Saarbrücken.

Alle Veranstaltungen finden sich online unter: https://t1p.de/sendschreiben