8.09.2025
(Wolfsburg/mhd). Er ist der Alptraum aller Rettungskräfte: ein Massenanfall von Verletzten (MANV), sei es bei einem Unfall, einer Umweltkatastrophe oder einem Attentat. Dann kommt es nicht nur auf das Können Einzelner, sondern auf das gute Zusammenspiel aller an. Daher nahmen die Einsatzkräfte verschiedener Wolfsburger Organisationen dieses Thema beim ersten „Fokus MANV“ am Samstag, 6. September 2025, im CongressPark Wolfsburg näher in den Blick. Mitveranstalter war die Stadtgliederung der dortigen Malteser.
Die waren bei diesem Fortbildungstag mit rund einem Dutzend ehrenamtlicher Helferinnen und Helfer vertreten und glänzten im Ausstellungsteil mit ihrer fast nagelneuen „PA“ – einer Patientenablage, die binnen weniger Minuten aufgebaut ist und bis zu fünf schwerverletzte Patienten behandeln und erstversorgen kann. Das Neue an diesem Konzept: Sanitäter und Ärzte arbeiten unter einem leichten Pavillon und müssen nicht erst ein Behandlungszelt aufbauen. Im Extremfall könnte der eine oder andere Patient darunter vielleicht nass werden, erklärt Ralf Warner, Leiter Einsatzdienste der Malteser in Wolfsburg, aber die Zeitersparnis mache das mehr als wett: „Wenn es um Leben und Tod geht, sind ein paar eingesparte Minuten wichtiger als ein nasser Kittel“, gibt Warner zu bedenken. In Süddeutschland habe sich die „Patientenablage“ in echten MANV-Lagen schon bewährt.
Hier, am Mittellandkanal, mussten die Malteser unter ihrem Pavillon glücklicherweise noch keine Menschenleben retten. Damit das im Notfall aber professionell gelingt, üben die Malteser den Aufbau und Einsatz einer „PA“ regelmäßig. Bei einem echten Einsatz würden die Malteser auf mehr als 40 Ehrenamtliche ihrer „Schnell-Eingreif-Gruppe (SEG)“ zurückgreifen können. Sie machen gut die Hälfte aller Ehrenamtlichen aus, die dem katholisch geprägten Hilfsdienst in Wolfsburg angehören.
Den fachlichen Ton zu diesem Tag hatte am Morgen Stefan Gerke gesetzt. Der Anästhesist, Rettungsmediziner und Oberarzt leitet den Rettungsdienst in Magdeburg und war beim Anschlag auf den Magdeburger Weihnachtsmarkt am 20. Dezember 2024 in leitender Funktion tätig. Sein beeindruckender Vortrag machte die Herausforderungen deutlich, vor denen die Rettungskräfte damals standen: Mehr als 600 Einsatzkräfte, 70 Ärztinnen und Ärzte, Rettungswagen, Notarzteinsatzfahrzeuge und Hubschrauber mussten koordiniert und gesteuert werden. Hinzu kamen verängstigte Angehörige, neugierige Politiker und mitunter aufdringliche Journalisten, die informiert werden wollten. Im Großen und Ganzen habe das Zusammenspiel der Kräfte funktioniert, so der Notfallmediziner. Vieles könne man üben, manches sei aber vorher gar nicht zu planen und müsse spontan organisiert werden.
Die Idee zu diesem ersten Fortbildungstag entstand in den vergangenen Monaten, vorangetrieben durch die Malteser. Rund 100 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus Hilfsdiensten, Polizei und Feuerwehr sowie Ärztinnen und Ärzte kamen dafür in den CongressPark, der die Räumlichkeiten kostenlos zur Verfügung gestellt hatte, wie Malteser-Stadtbeauftragter Bernhard Lange dankbar betonte. Veranstalter waren schließlich der Geschäftsbereich Brand- und Katastrophenschutz der Stadt Wolfsburg in Kooperation mit dem Malteser Hilfsdienst Wolfsburg e.V. und dem Deutschen Roten Kreuz Kreisverband Wolfsburg e.V. In Zukunft soll ein solcher „MANV“-Tag regelmäßig stattfinden.