Der Behaim-Globus digital. Neue Funktionen bieten umfassende Einblicke in die Weltbilder um 1500

Foto: gnm
Foto: gnm

27.03.2024

 

(Nürnberg/gnm) - Er ist die älteste erhaltene Darstellung der Erde in Kugelform und eines der Highlights im Germanischen Nationalmuseum in Nürnberg: der Globus von Martin Behaim, entstanden zwischen 1492 und 1494. Im Mai 2023 wurde das außergewöhnliche Exponat zum UNESCO-Weltdokumentenerbe ernannt. Die digitale Anwendung „Globus1492“ (https://globus1492.gnm.de/) macht seither die Weltbilder des Behaim-Globus weltweit sichtbar und auch zu Hause erfahrbar. Sie ermöglicht es, sich intensiver mit einzelnen Miniaturbildern und Texten auf seiner Oberfläche auseinanderzusetzen. Nun wurde sie um neue Funktionen und Inhalte erweitert.

Zahlreiche Inschriften, mehr als 2.000 Ortsnamen und 100 Miniaturbilder verleihen dem Behaim-Globus den Charakter eines enzyklopädischen Wissensspeichers. Auf seiner Oberfläche finden sich Dar-stellungen von Meeresmonstern und exotischen Tieren, die kurz vor 1500 kaum jemand in Europa je gesehen hatte, von sagenhaften Herrschern und Inselkönigen, biblischen Figuren oder die gestrandete Arche Noah. Viele Motive und Inschriften sind aufgrund von Alter und Zustand des Globus kaum mehr zu erkennen oder nur schwer zu entziffern. Und wenn doch: Für welche Informationen und Geschichten stehen sie? Die digitale Anwendung macht die Welt um 1492 jetzt sichtbar und ermöglicht tiefere Einblicke in eine aufschlussreiche Vergangenheit.

Unter https://globus1492.gnm.de/ erscheint ein 3D-Digitalisat des Behaim-Globus, dessen Oberfläche mit kleinen Markierungen – vergleichbar denen in Navigationssystemen – versehen ist. In Farben unterschieden, markieren die Punkte einzelne Personen, Tiere, Orte und Zeichen. Klickt man auf eine Markierung, öffnen sich Text- und Bildfelder mit Hintergrundinformationen: über Marco Polo beispielsweise und seine lange Reise durch Asien. Die Informationen sind immer mit Objekten des Germanischen Nationalmuseums verknüpft, die es ermöglichen, tiefer in das kulturhistorische Umfeld eines Themas einzutauchen und mit konkreten Werken zu verbinden. Eine neue Funktion ermöglicht es außerdem, sich sämtliche historische Inschriften des Globus transkribiert in moderner Schrift anzeigen zu lassen.

Eine weitere Nutzungseben ist neu hinzugekommen. Sie ermöglicht es, alle Informationen in einen größeren, verbindenden Zusammenhang zu stellen und inhaltlich zu vertiefen. Drei Themenbereiche bieten den Einstieg für eine umfassende kulturgeschichtliche Einbettung in historische Weltbilder und die Kartografie, in Welten des Handels und den noch heute nachwirkenden Vermächtnissen wie dem kolonialen Erbe.

Immer wieder gab es am Germanischen Nationalmuseum Forschungsprojekte rund um den Behaim-Globus. In Kooperation mit Universitäten und anderen Forschungseinrichtungen wurde dabei die Oberfläche fotografiert und digitalisiert. Diese Daten und heutige technische Möglichkeiten erlauben es, dass der digitale Globus in einem besseren Zustand erscheint als das Original und sich daher besser „lesen“, außerdem auch spielerisch bewegen lässt.

Die interaktive Anwendung funktioniert über große Touch-Bildschirme im Ausstellungsraum, aber genauso zu Hause auf dem Computerbildschirm oder Handy. Ziel des virtuellen Behaim-Globus ist es, die globale Vernetzung um 1500 intuitiv erfahrbar zu machen. Dabei lenkt das persönliche Interesse die individuelle Entdeckungsreise – einmal rund um den Globus und durch die Geschichte.

Der Behaim-Globus digital: https://globus1492.gnm.de/

 

 

Das Germanische Nationalmuseum (GNM) in Nürnberg ist das größte kultur-geschichtliche Museum des deutschen Sprachraums. Seit seiner Gründung 1852 verbindet es Menschen und Kulturen über nationale Grenzen hinweg. Mit 1,4 Millionen Objekten erforscht und vermittelt das GNM einen bedeutenden Bestand des materiellen Kulturerbes Zentraleuropas. Es ist heute eines der acht Forschungsmuseen der Leibniz-Gemeinschaft