„Kirche für alle!“

THEOLOGE STELLT UNTERSCHIEDLICHE MÖGLICHKEITEN FÜR KIRCHEN VOR

Prof. em. Dr. Albert Gerhards. © Julia Fröder
Prof. em. Dr. Albert Gerhards. © Julia Fröder

Wie können Gemeinden ihre Kirchengebäude zukunftssicher und innovativ aufstellen? Antworten gibt es in Koblenz von Prof. Dr. Albert Gerhards.

 

Von Julia Fröder

 

(Koblenz/jf/bt) – Wie können Kirchengebäude zukünftig auf vielfältige Weise genutzt werden? Diese Frage hat im Mittelpunkt des Vortrags „Kirche für alle“ von Prof. em. Dr. Albert Gerhards im Rahmen des katholischen Forums am 10. Juni im Bischöflichen Cusanus-Gymnasium in Koblenz gestanden.

„Viele Pfarreien stehen vor schwierigen Entscheidungen“, begrüßte Carl Josef Reitz, Schulleiter des Bischöflichen Cusanus-Gymnasiums und Teil der Arbeitsgruppe „Katholisches Forum“, die Interessierten im „Klangraum“ der Schule. Finanzielle Mittel gingen zurück, wie auch die Gottesdienstteilnehmenden. „Die Gebäude sind zu groß und zu teuer, sodass Gemeinden sie nicht mehr tragen können.“ Daher stelle sich für Kirchengemeinden die Frage, wie sie ihre Gebäude zukünftig erhalten können.

 

Der Theologe Gerhards beschäftigt sich seit vielen Jahren mit der Frage der Transformation von sakralen Räumen und gründete die Forschungsgruppe Transara (Sakralraumtransformation). „Wie kann der Kirchenraum ein besonderer Ort bleiben für möglichst viele Menschen und neue hinzugewinnen, die bislang keine Beziehung dazu hatten?“, lautete eine seiner Fragestellungen an diesem Abend. Eine Antwort sei eine hybride bzw. simultane Nutzung, die eine weitere sakrale Nutzung ausdrücklich miteinschließe, den Charakter des Raums erhalte, aber zusätzliche Möglichkeiten biete. Als Beispiele nannte Gerhards Impfzentren in Kirchen während der Pandemie oder 2021 das Einrichten von Kleiderkammern in den Hochwassergebieten. In anderen Fällen wurden Veranstaltungsräume für Feierlichkeiten in sehr große Gebäude eingezogen wie auch Kitas errichtet oder eine große Bibliothek eingebaut – so hätten diese Kirchen eine größere sozial-räumliche Bedeutung bekommen. „Auch die Gemeinden profitieren davon, wenn sie merken, dass ihre Räume anders oder überhaupt erst wahrgenommen werden.“ Dabei wies der Wissenschaftler darauf hin, dass es auch schon in früheren Zeiten unterschiedliche Funktionen innerhalb eines Kirchenraumes gab. „Es gab einen weiteren, lockeren und unverkrampfteren Umgang mit Kirchengebäuden.“ Diese würden auch ihre sakrale Würde nicht verlieren, wenn dort beispielsweise ein gemeinsames Mahl stattfindet.

 

Bei allen Veränderungen sei es jedoch wichtig, die Gläubigen mit einzubinden. Dies war auch der ausdrückliche Wunsch einer Besucherin des Vortrags in der anschließenden Diskussionsrunde, der vom Applaus der anderen Gäste bekräftigt wurde.

 

Ausblick

 Die nächste Veranstaltung im Rahmen des Katholischen Forums findet statt am Freitag, 6. September, um 18 Uhr. Der Trierer Bischof Stephan Ackermann gibt persönliche Einblicke in das Leben in Rom, wo er studiert hat.

 

Das Katholische Forum Koblenz wurde 1987 gegründet als Plattform für Information und Austausch. Es bietet die Gelegenheit, sich mit Referentinnen und Referenten aus Wissenschaft, Kirche und Politik und ihren Positionen auseinanderzusetzen. Veranstalter sind: Bischöfliches Cusanus-Gymnasium, Katholische Erwachsenenbildung Koblenz (KEB), Pastoraler Raum Koblenz und Vinzenz Pallotti University Vallendar.

 

Weitere Informationen gibt es hier.