Nachhaltigkeit wird bei den Repair-Cafés an unterschiedlichen Orten gelebt. Der rheinland-pfälzische Ministerpräsident hat nun Ehrenamtliche des Bendorfer Cafés besucht.
3.09.2024
Von Julia Fröder
(Koblenz/jf) – „Man ist richtig elektrisiert“, sagt Josef Hermann über sein Ehrenamt. Was erstmal nach einem schönen Statement klingt, ist aber in Anbetracht der Tatsache, dass er Tauchpumpen, Tischgrills, Lampen und Bügeleisen wieder zum Laufen bekommt, dann doch recht humorvoll. Sein Engagement und das vieler weiterer im Rahmen von Repair-Cafés konnte der Bendorfer am 30. August dem rheinland-pfälzischen Ministerpräsidenten Alexander Schweitzer in der katholischen Familienbildungsstätte (FBS) Koblenz vorstellen. Der Politiker zeichnete die Einrichtung schließlich als „Ort der Nachhaltigkeit“ aus.
Josef Hermann ist schon seit einigen Jahren Teil des Repair-Cafés in Bendorf, das wie vier andere Cafés von der FBS unterstützt wird. „Ich mache das mit großer Freude, denn die Leute sind sehr dankbar“, berichtet Hermann, der früher in der Computerbranche gearbeitet hat. „Sehr oft kommen ältere Herrschaften mit einer defekten Lampe zu uns, an der Erinnerungen hängen.“ Da sei es ein wunderbares Gefühl, helfen zu können. Doch die ehrenamtlich Engagierten geben nicht nur ihr Bestes, Dinge wieder funktionstüchtig zu machen, sondern sie geben den Menschen auch Tipps, wie sie zukünftige Schäden selbst reparieren können. Es handelt sich nämlich nicht um einen kommerziellen Dienstleister. „Die Leute sollen dabeibleiben, zuschauen und was lernen“, erklärt Michael Stieling aus dem Bendorfer Team.
Unreparierbare Kaffeevollautomaten?
Was sie gar nicht gerne reparieren? „Kaffeevollautomaten“, sind sich alle einig. „Die sind so hergestellt, dass man die eigentlich gar nicht mehr reparieren kann. Das Plastikgehäuse ist so miteinander verklebt, dass man kaum an das Innenleben kommt“, kritisiert Hermann. Er nutzt sogleich den Besuch des Ministerpräsidenten, um diesen Missstand anzuprangern: Was ist eigentlich mit dem Recht auf Reparatur? „Immerhin werden 60 bis 70 Prozent der Sachen repariert“, betont Felicitas Flöthner, geschäftsführende Leiterin der katholischen Familienbildungsstätte, „doch es wären noch mehr, wenn man alle Ersatzteile nachbestellen könnte.“ Schweitzer, der auf seiner Reise durchs Land eine Vielzahl an ehrenamtlichen Initiativen besucht, verspricht, das Thema mitzunehmen. Denn jede Reparatur spare nicht nur Geld, sondern spare auch Ressourcen und trage zur Abfallvermeidung bei. „Das Repair-Café ist damit ein hervorragendes Beispiel für gelebte Nachhaltigkeit“, so Schweitzer.
Den Besuch des Ministerpräsidenten nutzten weitere Kommunal- und Landtagspolitikerinnen und -politiker, um sich über das Repair-Café, aber auch über die Arbeit der katholischen Familienbildungsstätte und der Koblenzer Bürgerstiftung zu informieren.