Onora O'Neill diskutiert moralische Pflichten in unserer globalisierten Welt

Gerechtigkeit über Grenzen

Foto: Claudius
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Die renommierte Philosophin Onora O’Neill setzt in ihrem neuen Buch auf die Pflichten in einer globalisierten Welt

 

„Sind Mauern, Zäune und Begrenzungen wirklich notwendig für gute Beziehungen und Gerechtigkeit? Oder zementieren sie vielmehr die Ungerechtigkeit und schreiben sie fort? Lässt sich dieses ,Einmauern und Ausmauern´, das die Grenze zieht und fixiert, tatsächlich rechtfertigen?“ Diese aktuellen und bedeutenden Fragen diskutiert Onora O’Neill in ihrem neuen Buch „Gerechtigkeit über Grenzen. Pflichten in der globalisierten Welt“. Dabei plädiert die renommierte britische Philosophin für ein neues umfassendes Konzept der Gerechtigkeit, das den globalen Verflechtungen unserer Welt gerecht wird, und liefert so in aktuellen Krisenzeiten einen wichtigen und leidenschaftlichen Diskussionsbeitrag. Das Buch ist am 15. Oktober 2019 im Claudius Verlag erschienen.

Gute Zäune machen gute Nachbarn, heißt es in einem bekannten Sprichwort, das bei rechtspopulistischen Bewegungen und Politikern wieder in aller Munde ist, wenn es darum geht, das Fremde draußen zu halten oder nationale Interessen in den Vordergrund zu stellen. Angeblich zum Wohl der eigenen Bevölkerung. Doch dienen Grenzen und Begrenzungen tatsächlich der Gerechtigkeit? Onora O’Neill sucht in „Gerechtigkeit über Grenzen“ eine vielschichtige Antwort, die nach vorne weist. Dafür diskutiert sie Gerechtigkeitstheorien, Fragen von Menschenrechten, politische Ideen und ethische Ansätze und liefert weiterreichende Ideen für die Verpflichtungen von Staaten, Institutionen und Individuen in einer sich immer stärker vernetzenden Welt.

In vier Kapiteln geht es um den Hunger, der die Welt zu einem globaleren Umdenken und Handeln treibt, um moralische und kosmopolitische Überlegungen, um eine globale Konzeption der Gerechtigkeit und um Fragen der Gesundheit, die nicht an den Staatsgrenzen haltmachen. „Oberflächlich betrachtet“, schreibt O’Neill, „sind Staaten nicht der beste Ansprechpartner, wenn es gilt, Gerechtigkeit über Staatsgrenzen hinaus zu gewährleisten und zu stärken. Ihre wichtigste Verantwortung gilt ihrer eigenen Erhaltung sowie ihren Einwohnern.“ In „Gerechtigkeit über Grenzen“ macht die Philosophin aber deutlich, dass es letztlich zur moralischen Pflicht gehört, sich über staatliche und ideologische Grenzen hinweg für Menschenrechte oder gegen Machtmissbrauch einzusetzen.

 

Onora O’Neill, 1941 in Nordirland geboren, ging in England und Deutschland zur Schule. Als Professorin für Philosophie lehrte sie in Cambridge. 2017 wurde ihr der mit rund einer Million Euro dotierte Holberg-Preis zugesprochen. In Großbritannien zählt sie zu einer der wichtigsten Intellektuellen des öffentlichen Lebens. Sie ist Mitglied des Oberhauses des britischen Parlaments.

 

 

 

Onora O’Neill
Gerechtigkeit über Grenzen
Pflichten in der globalisierten Welt

aus dem Engl. von Elisabeth Liebl
1. Auflage
368 Seiten, Hardcover
Claudius Verlag
ISBN: 978-3-532-62836-2
€ 38,00

Am 15. Oktober 2019 erschienen.

 

 

Onora O’Neill zählt zu den wichtigsten Stimmen der politischen Philosophie und Ethik unserer Zeit. Der kantischen Tradition eng verbunden, sucht sie in ihrem Buch sowohl Gerechtigkeits- als auch Tugendprinzipien zu begründen. Beide nehmen ihren Ausgang beim Handelnden und seinen Pflichten. Gerechtigkeit verlangt die Verhinderung jeglicher Verletzung von Personen, Tugend verbietet Gleichgültigkeit angesichts fremder Not. In einer globalisierten Welt sind alle Akteure nicht mehr nur auf lokaler und lebensweltlicher, sondern auch auf globaler Ebene verpflichtet. Daraus folgt, dass die Bekämpfung von Armut, Machtmissbrauch und Unterdrückung in allen Teilen der Welt nicht nur ein Akt der Güte, sondern vielmehr moralische Pflicht ist.

 

 

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Autor: Claudius Verlag; zusammengestellt von Gert Holle – 26.10.2019